Geschlechterungleichheit in der Erwachsenenbildung

Seminarteilnehmende (blur)

Eine vergleichende Studie von vier Systemen: Genderungleichheit in der Weiterbildung

In dieser Studie werden die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Teilnahme an Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Erwachsene (Adult Education and Training, AET) in vier Ländern mit unterschiedlichen Bildungssystemen untersucht.

Obwohl die Teilnahmequoten im Allgemeinen gleich sind, zeigen die Ergebnisse, dass Männer häufiger an berufsbezogenen und arbeitgeberfinanzierten Bildungsprogrammen teilnehmen, während Frauen mehr allgemeine Fähigkeiten in nicht-berufsbezogenen Programmen entwickeln.

Ziel und Methodik

Die Studie untersucht geschlechterbezogene Ungleichheiten bei der Teilnahme an Erwachsenenbildung und Weiterbildung (AET) in vier Ländern mit stark unterschiedlichen Systemen der Erwachsenenbildung und Unterstützungsmaßnahmen für Frauen in der AET.

Die Analyse der Daten aus einer internationalen Erhebung von 2022 zeigt, dass sich die Teilnahme von Männern und Frauen je nach Art der AET deutlich unterscheidet. Die vier analysierten Länder - Schweden, Deutschland, das Vereinigte Königreich und die Tschechische Republik - repräsentieren unterschiedliche Modelle der Erwachsenenbildung.

Die Studie verfolgt drei Hauptziele

  • Vergleich der Teilnahmequoten von Männern und Frauen an verschiedenen Formen der Erwachsenenbildung.
  • Analyse der Gründe für die Teilnahme an nicht-formaler Bildung.
  • Untersuchung, wie Faktoren wie Alter, Bildungsniveau und Erwerbsstatus die Teilnahme beeinflussen.

ERGEBNISSE

Unterschiede in der Beteiligung

Die Teilnahmequoten von Frauen an nicht-formaler Bildung (NFE) sind mit 49 % deutlich höher als an formaler Bildung (FAE, 18 %). Männer nehmen häufiger an berufsbezogenen und arbeitgeberfinanzierten Programmen teil, während Frauen vor allem nicht-berufsbezogene und selbstfinanzierte Angebote nutzen.

Dieser Unterschied ist in Deutschland und der Tschechischen Republik besonders ausgeprägt, während er im Vereinigten Königreich am geringsten ist.

Motive für die Teilnahme

Die Hauptgründe für die Teilnahme unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern kaum. Beide Gruppen nennen die berufliche Weiterentwicklung und die persönliche Zufriedenheit als zentrale Motive.

Frauen geben jedoch häufiger an, aus Angst vor Arbeitsplatzverlust an Programmen teilzunehmen.

Einflussfaktoren

Aktive Arbeitsmarktbeteiligung und Vollzeitbeschäftigung sind wesentliche Faktoren für die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung. Frauen, die in Teilzeit oder ohne Arbeitsvertrag beschäftigt sind, haben deutlich geringere Chancen, an arbeitgeberfinanzierten Programmen teilzunehmen. Größere Unternehmen bieten Frauen häufig mehr Unterstützung, insbesondere in Deutschland.

Diskussion

Die Ergebnisse zeigen, dass in der Erwachsenenbildung nach wie vor geschlechtsspezifische Ungleichheiten bestehen, insbesondere bei arbeitgeberfinanzierten und berufsbezogenen Angeboten. Frauen kompensieren diese Nachteile durch eine verstärkte Teilnahme an allgemeinen, selbstfinanzierten Angeboten, was jedoch langfristig ihre Position auf dem Arbeitsmarkt schwächt.

Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit gezielter Fördermaßnahmen für Frauen, um eine gleichberechtigte Teilhabe zu gewährleisten.

Schlussfolgerungen

Die Studie unterstreicht, dass eine effektive Gleichstellung der Geschlechter in der Erwachsenenbildung von einer besseren Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt abhängt.

Insbesondere kleinere Unternehmen sollten stärker gefördert werden, um Frauen gleiche Bildungschancen zu ermöglichen. Weitere Forschung ist notwendig, um die Entwicklungen in den verschiedenen Bildungssystemen besser zu verstehen.

Hintergrund
Die Verfasser der Studie sind Jan Kalenda, Jitka Vaculíková und Ilona Kočvarová. Sie arbeiten am Forschungszentrum der Fakultät für Geisteswissenschaften der Tomas-Bata-Universität in Zlín, Tschechische Republik.


  VERWEISE  

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