PISA 2022: Jugendliche fühlen sich unsicher bei der Beurteilung von Online-Informationen-Studie

PISA 2022

Jugendliche in Deutschland: Kompetenz im Umgang mit digitalen Informationen unter OECD-Durchschnitt

Eine neue Auswertung der PISA-Studie zeigt deutliche Schwächen deutscher Jugendlicher im kritischen Umgang mit digitalen Informationen.

Zwar gelingt es den meisten, Informationen im Netz zu finden, doch mangelt es an der Fähigkeit, deren Qualität fundiert zu beurteilen. Diese Defizite können sich langfristig auf ihre persönliche und berufliche Zukunft auswirken.

Jugendliche haben wenig Vertrauen in die Bewertung von Online-Informationen

Die Mehrheit der 15-Jährigen in Deutschland (69 Prozent) findet problemlos Informationen im Internet. Allerdings trauen sich nur 47 Prozent zu, die Qualität der gefundenen Informationen zu beurteilen - weniger als im OECD-Durchschnitt (51 Prozent).

Auch beim Vergleich der Quellen schneiden die deutschen Jugendlichen schlechter ab: Während im OECD-Durchschnitt 72 Prozent verschiedene Quellen nutzen, tun dies in Deutschland nur 60 Prozent.

Erschreckend: Ein Drittel prüft die Richtigkeit von Informationen nicht, bevor sie diese weitergeben.

Kritischer Umgang mit Informationen dringend nötig

Prof. Samuel Greiff vom Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) sieht hier erheblichen Nachholbedarf. Er betont, dass Jugendliche oft nicht in der Lage sind, »Fake News« als solche zu erkennen und fordert verstärkte Bildungsmaßnahmen, um den reflektierten Umgang mit Informationen zu fördern.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig digitale Kompetenzen sind, um die Herausforderungen der digitalen Welt zu meistern.

Sozioökonomischer Status beeinflusst Medienkompetenz

Die Analyse zeigt, dass sozioökonomische Faktoren einen starken Einfluss auf die Selbsteinschätzung der digitalen Kompetenzen haben. Jugendliche aus privilegierten Verhältnissen oder mit einem höheren Interesse an digitalen Medien schätzen ihre Kompetenzen höher ein. Mädchen geben zudem häufiger an, bei der Recherche verschiedene Quellen zu nutzen und die Richtigkeit von Informationen zu überprüfen.

Lehrkräfte und Schulen: Mangelnde Unterstützung bei digitalen Medien

Eine weitere Schwäche zeigt sich in der Wahrnehmung der Jugendlichen gegenüber ihren Lehrkräften. Nur knapp die Hälfte der Befragten hält ihre Lehrkräfte für kompetent genug, um digitale Medien im Unterricht einzusetzen - deutlich weniger als im OECD-Durchschnitt (70 Prozent). Gleichzeitig geben 60 Prozent an, dass die Lehrkräfte digitalen Medien gegenüber aufgeschlossen sind, was ebenfalls unter dem OECD-Durchschnitt (77 Prozent) liegt.

Prof. Greiff betont, dass die digitale Kompetenz und Offenheit der Lehrkräfte entscheidend für die Förderung der digitalen Informationskompetenz der Jugendlichen ist.

Technische Hürden im Schulalltag

Hinzu kommen technische Defizite: Nur 60 Prozent der Jugendlichen sagen, dass die digitalen Medien an ihrer Schule zuverlässig funktionieren, im OECD-Durchschnitt sind es 71 Prozent. Zudem finden nur 46 Prozent der deutschen Schülerinnen und Schüler, dass digitale Medien im Unterricht leicht zugänglich sind - deutlich weniger als der OECD-Durchschnitt von 67 Prozent.

Resumee: Dringender Handlungsbedarf bei digitaler Bildung

Die PISA-Studie zeigt deutlich, dass Deutschland bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen sowohl bei Schülerinnen und Schülern als auch bei Lehrkräften hinterherhinkt. Neben einer besseren technischen Ausstattung der Schulen fordert Prof. Greiff, den kritischen Umgang mit digitalen Informationen stärker in den Unterricht zu integrieren, um Jugendliche besser auf die digitale Zukunft vorzubereiten.

Weitere Informationen
Die PISA-Studien werden von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) koordiniert. Der deutsche Teil der Studie wird im Auftrag der Kultusministerkonferenz und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) geleitet, an dem neben der TUM das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) und das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) beteiligt sind.

Die Ergebnisse von PISA 2022 in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften wurden im Dezember 2023 veröffentlicht, die Ergebnisse im kreativen Denken im Juni 2024.


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