Digitale Bildung in der Weiterbildung frühpädagogischer Fachkräfte

Zwei Kinder mit Tablet

Ergebnisse einer Interviewstudie zur Programmplanung

Digitale Medien nehmen eine immer größere Rolle im Bildungsbereich ein – auch in der frühkindlichen Bildung. Dennoch sind Weiterbildungsangebote für frühpädagogische Fachkräfte in diesem Bereich bislang rar. Es gibt wenig Informationen darüber, wie solche Fortbildungen geplant, umgesetzt und evaluiert werden. Zudem bleibt unklar, welchen Stellenwert digitale Bildung in der Weiterbildung einnimmt und welche Herausforderungen dabei bestehen.

Die von der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) vorgelegte Studie untersucht, wie Programmplaner*innen Weiterbildungsangebote zur digitalen Bildung für frühpädagogische Fachkräfte entwickeln und welche Aspekte sie dabei berücksichtigen. Grundlage sind leitfadengestützte Interviews mit 17 pädagogischen Mitarbeitenden aus Fort- und Weiterbildungsinstituten.

Zentrale Ergebnisse der Studie

1. Struktur und Gestaltung der Weiterbildungsangebote

Die befragten Programmplaner*innen gestalten ihre Fortbildungsangebote praxisnah, interaktiv und abwechslungsreich.

  • Bevorzugte Formate
    Meist eintägige Präsenzveranstaltungen, gelegentlich Online-Seminare.
  • Didaktischer Ansatz
    Partizipation der Fachkräfte, Kleingruppenarbeit und praxisorientierte Methoden.
  • Qualifikation des Weiterbildungspersonals
    Variiert stark – von beruflicher Ausbildung bis zum Studium. Wichtiger als formale Abschlüsse sind umfassende pädagogische Erfahrungen.

2. Bedarfsermittlung und Themenwahl

Die Themenfindung für Fortbildungen erfolgt über verschiedene Kanäle:

  • Evaluationsrückmeldungen von Teilnehmenden
  • Einschätzungen aus der Praxis (Träger, Kita-Leitungen, pädagogische Fachkräfte)
  • Aktuelle Fachliteratur und gesellschaftliche Entwicklungen
  • Wiederkehrende Nachfrage nach bestimmten Themen aus vergangenen Jahren

3. Themenschwerpunkte in der Weiterbildung

Das Themenspektrum der Fortbildungen für frühpädagogische Fachkräfte ist breit gefächert und orientiert sich an aktuellen Herausforderungen:

  • Frühkindliche Entwicklung
    Sprachförderung, Resilienz, Bindung, Entwicklungspsychologie
  • Sozialraumorientierung & Diversität
    Inklusion, Mehrsprachigkeit, Umgang mit Fluchthintergrund
  • Herausforderndes Verhalten & Kinderschutz
    Umgang mit Traumata, psychisch kranke Eltern
  • Gesundheit & Bewegung
    Selbstfürsorge der Fachkräfte, gesunde Kita-Konzepte
  • Team- und Elternarbeit
    Kommunikation, Konfliktmanagement, rechtsradikale Tendenzen im Team
  • Digitale Bildung
    Medienerziehung, Umgang mit digitalen Tools

4. Digitale Bildung: Ein Randthema in der Weiterbildung

Obwohl digitale Medien eine immer größere Rolle in der Gesellschaft spielen, nehmen digitale Bildungsangebote in den Weiterbildungsprogrammen für frühpädagogische Fachkräfte nur einen geringen Stellenwert ein:

  • Geringe Nachfrage
    Fachkräfte äußern selten explizit den Wunsch nach Fortbildungen zur digitalen Bildung.
  • Wenig institutionelle Verankerung
    Digitale Bildung ist nicht ausreichend in den Bildungsplänen berücksichtigt.
  • Fehlende technische Ausstattung
    Unzureichende Infrastruktur und IT-Support in vielen Kitas erschweren die Umsetzung.
  • Häufige Ablehnung durch Fachkräfte
    Viele sehen digitale Bildung als zusätzliche Belastung oder betrachten sie als weniger relevant als andere Weiterbildungsthemen.

Einige Programmplaner*innen beobachten jedoch eine langsame Veränderung. Vor allem durch die COVID-19-Pandemie und neue bildungspolitische Vorgaben steigt das Interesse an digitalen Kompetenzen.

5. Erfolgsfaktoren für die Integration digitaler Bildung

Um digitale Bildung in der frühpädagogischen Weiterbildung stärker zu verankern, identifizieren die Befragten verschiedene Gelingensbedingungen:

  • Strukturelle Ebene
    Technische Grundausstattung, stabiles Internet, IT-Support für pädagogische Fachkräfte
  • Konzeptionelle Ebene
    Alltagsintegrierte, niedrigschwellige und praxisnahe Vermittlung digitaler Inhalte
  • Personelle Ebene
    Kompetente Leitung, interne Multiplikator*innen, spezialisierte Fachberater*innen
  • Bildungspolitische Maßnahmen
    Verankerung digitaler Bildung in den Bildungsplänen, gezielte Förderprogramme

Resümee und Ausblick

Digitale Bildung wird von den Programmplaner*innen als wichtig erachtet, spielt aber in der Weiterbildung frühpädagogischer Fachkräfte bislang eine untergeordnete Rolle. Gründe hierfür sind eine geringe Nachfrage, fehlende technische Ausstattung und Widerstände in der Praxis.

Damit digitale Bildung fester Bestandteil der Weiterbildung wird, sind bildungspolitische Maßnahmen notwendig – insbesondere die stärkere Integration in Bildungspläne und mehr praxisnahe Angebote für Fachkräfte. Entscheidend ist zudem, digitale Kompetenzen alltagsintegriert und niederschwellig zu vermitteln, um Akzeptanz und Umsetzung in der Praxis zu fördern.

Hintergrund
Für die Studie wurden 17 pädagogische Mitarbeiter*nnen aus Fort- und Weiterbildungsinstituten, die Fortbildungsangebote planen, in leitfadengestützten Online-Interviews (Dezember 2023 bis März 2024) befragt. Die Teilnehmer*nnen wurden basierend auf der WiFF-Studie von Katharina Baumeister und Anna Grieser (2011) sowie über einen Aufruf auf der WiFF-Homepage rekrutiert.

Der Leitfaden enthielt offene Fragen und Erzählaufforderungen zu fünf Themenbereichen: beruflicher Hintergrund, Programmplanung, Entwicklung digitaler Bildungsangebote, Kooperation und Evaluation sowie das Verständnis von digitaler Bildung (Helfferich 2022). Die Fragen basierten auf den (idealtypischen) Kriterien zur Programmplanung von Jutta Reich-Claassen und Aiga von Hippel (2018), Rudolf Tippelt u.a. (2008) sowie Erhard Schlutz (2006). Die Auswertung erfolgte mittels einer fokussierten Interviewanalyse und einer inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse (Kuckartz/Rädiker 2020). Auf Basis der Daten und der Kriterien zur Angebotsentwicklung wurde ein deduktiv-induktives Kategoriensystem erstellt. Die Studie ist eine Teilstudie des Projekts DigiKomp (Digitale Kompetenzen frühpädagogischer Fachkräfte), im Rahmen dessen insgesamt vier Teilstudien durchgeführt werden.


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