Allianzpartner der Nationalen Weiterbildungsstrategie ziehen Bilanz

NWS 2

Umsetzungsbericht zur Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) 2025

Status und Fortschritte der Weiterbildungspolitik in Deutschland

Der zweite Umsetzungsbericht zur Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) zeigt die Entwicklung der Weiterbildungspolitik in den vergangenen Jahren auf und benennt zentrale Herausforderungen für die Zukunft.

Seit ihrer Einführung im Jahr 2019 hat sich die NWS als bedeutende Plattform für die Zusammenarbeit von Bund, Ländern, Sozialpartnern, Wirtschaftsorganisationen und der Bundesagentur für Arbeit etabliert. Ziel bleibt es, die Weiterbildungskultur in Deutschland zu stärken und einen nachhaltigen Strukturwandel zu unterstützen, heißt es in dem Bericht.

Ergebnisse und aktuelle Herausforderungen

1. ENTWICKLUNG DER WEITERBILDUNG IN DEUTSCHLAND

  • Die NWS-Partner haben sich auf zehn Handlungsfelder verständigt, um das Weiterbildungssystem weiterzuentwickeln.
  • Im September 2022 wurde das Updatepapier »Aufbruch in die Weiterbildungsrepublik« veröffentlicht, das einen langfristigen strategischen Ansatz für die Weiterbildung betont.
  • Die Nationale Weiterbildungskonferenz 2023 hat das Thema »Lebenslanges Lernen« verstärkt in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt.

2. HANDLUNGSSTRATEGIEN FÜR DIE WEITERBILDUNGSPOLITIK

Vor dem Hintergrund des demografischen, digitalen und ökologischen Strukturwandels wurden neue Strategien entwickelt.
Der Fokus liegt auf:

  • Geringqualifizierten und kleinen sowie mittleren Unternehmen (KMU), da diese Gruppen weiterhin unterdurchschnittlich an Weiterbildung teilnehmen.
  • Förderung von Alphabetisierung und Grundkompetenzen für die Zielgruppen mit besonders hohem Weiterbildungsbedarf.
  • Ausbau von Qualifizierungskonzepten für die technologische und ökologische Transformation.
  • Verbesserung der Zugänge zu Beratung, Kompetenzfeststellung und Weiterbildung für unterrepräsentierte Gruppen.
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen für das Weiterbildungspersonal, um die Qualität der Weiterbildungsangebote zu sichern.

Zentrale Maßnahmen und Fortschritte

1. ERLEICHTERUNG DES ZUGANGS ZU BERATUNG, FÖRDERUNG UND WEITERBILDUNGSANGEBOTEN

  • Der Aufbau von Weiterbildungsagenturen in mehreren Bundesländern stärkt die regionale Weiterbildungsberatung.
  • Einführung der Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) durch die Bundesagentur für Arbeit, die mittlerweile bundesweit verfügbar ist.
  • Die Zahl der durch die BA geförderten Weiterbildungen stieg im Jahr 2023 um 23 % auf 49.000 Maßnahmen, darunter 22.000 berufsabschlussbezogene Weiterbildungen.
  • Einführung eines Weiterbildungsgeldes von 150 Euro monatlich für Arbeitssuchende im Rahmen des Bürgergeldes.

2. FÖRDERUNG DER BETRIEBLICHEN WEITERBILDUNG UND FACHKRÄFTESICHERUNG

  • 77 % der Weiterbildungsmaßnahmen erfolgen im Betrieb – betriebliche Weiterbildung bleibt der wichtigste Bildungsweg.
  • Kleinere Betriebe (< 10 Mitarbeiter) sind jedoch weiterhin unterrepräsentiert (nur 49 % Weiterbildungsquote).
  • Neues Qualifizierungsgeld wurde eingeführt, um Weiterbildungen während der Transformation zu finanzieren.

3. ENTWICKLUNG VON QUALIFIZIERUNGSKONZEPTEN FÜR DIE TRANSFORMATION

  • Das Berufsbildungsvalidierungs- und Digitalisierungsgesetz (BVaDiG) erleichtert die Feststellung von beruflichen Kompetenzen ohne formalen Abschluss.
  • Teilqualifikationen (TQ) werden weiterentwickelt, um Menschen ohne Berufsabschluss gezielt weiterzubilden.
  • Spezialisierte Weiterbildungsangebote für grüne Berufe, MINT-Berufe und digitale Qualifikationen werden ausgebaut.
  • Projekte zur Grundbildung für gering literalisierte Erwerbstätige wurden in mehreren Bundesländern verstärkt umgesetzt.

4. VERBESSERUNG DER ARBEITSBEDINGUNGEN FÜR WEITERBILDUNGSPERSONAL

  • In mehreren Bundesländern wurden Grundbildungszentren (GBZ) aufgebaut, die sich auf die Förderung von Grundkompetenzen fokussieren.
  • Verbesserungen für Lehrkräfte im Weiterbildungsbereich sind in Arbeit, um Honorarkräfte langfristig besser abzusichern.

Ausblick: Notwendige Schritte für die Zukunft

Der Bericht betont, dass trotz bedeutender Fortschritte weitere Anstrengungen erforderlich sind:

  • Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung
    Ziel der Bundesregierung: 65 % Weiterbildungsquote bis 2030.
    Besonders für geringqualifizierte Erwerbstätige und kleine Unternehmen müssen neue Anreize geschaffen werden.

  • Bessere Vernetzung von Beratungsangeboten
    Weiterbildungsagenturen sollen deutschlandweit ausgebaut werden.
    Unternehmen sollen intensiver über Fördermöglichkeiten informiert werden.

  • Stärkung der digitalen Weiterbildung
    35 % der Weiterbildungen finden bereits online statt – dieser Anteil soll weiter wachsen.
    Förderung der digitalen Grundkompetenzen, insbesondere für gering qualifizierte Beschäftigte.

  • Langfristige Finanzierung sicherstellen
    Verstärkung der Fördermöglichkeiten für individuelle Weiterbildungen, insbesondere für Geringverdiener.
    Unterstützung für Bildungsfreistellung und Teilzeit-Weiterbildung.

  • Anpassung der Weiterbildungsangebote an den Strukturwandel
    Entwicklung neuer Angebote für Klimaberufe, KI-Anwendungen und digitale Wirtschaft.
    Förderung von Weiterbildungen in stark nachgefragten Berufen (z. B. Pflege, Handwerk, MINT).

Resumee

Der Umsetzungsbericht zeigt, dass die Nationale Weiterbildungsstrategie ein zentrales Instrument zur Förderung des lebenslangen Lernens in Deutschland ist. Trotz großer Fortschritte bleibt die Herausforderung bestehen, Weiterbildungsbeteiligung breiter in der Gesellschaft zu verankern und individuelle sowie betriebliche Weiterbildung als festen Bestandteil der Arbeitswelt zu etablieren.

Deutschland befindet sich auf dem Weg zur »Weiterbildungsrepublik«, doch der Prozess erfordert weiterhin ein starkes Engagement aller Beteiligten.

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