Forschungsausgaben: Drei-Prozent-Ziel ist erreicht
BMBF: Erhebung zu Ausgaben für Forschung und Entwicklung zeigt Rekordwachstum in Deutschland
Es ist das stärkste Wachstum seit Beginn der Erhebung: 62,4 Milliarden Euro haben die deutschen Unternehmen im Jahr 2015 in eigene Forschung und Entwicklung (FuE) investiert. Das sind 9,5 Prozent mehr als im Vorjahr, heißt es in der aktuellen FuE-Erhebung des Stifterverbandes. Das Drei-Prozent-Ziel der Bundesregierung ist damit erreicht. Einen weiteren Rekord gab es beim Forschungspersonal: Auf Vollzeitstellen umgerechnet gab es 416.000 Beschäftigte in den Forschungsabteilungen der Wirtschaft, das ist eine Steigerung von 11,9 Prozent. Der Stifterverband erhebt die FuE-Zahlen jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Getrieben wurde das Wachstum vor allem durch die Automobilindustrie und ihre Dienstleister. 21,7 Milliarden Euro hat die KfZ-Branche in eigene Forschung und Entwicklung investiert, das sind zehn Prozent mehr als 2014. Zusätzlich vergaben diese Unternehmen für 10,2 Milliarden Euro Forschungsaufträge an externe Dienstleister wie Forschungseinrichtungen oder andere Unternehmen, neun Prozent mehr als im Vorjahr. Deutliche Steigerungen bei den Forschungsausgaben gab es bei den Chemieunternehmen (plus sechs Prozent), in der Pharmabranche steht einer Stagnation bei der eigenen Forschung (minus 0,9 Prozent) ein deutliches Plus bei der Auftragsforschung gegenüber (plus 25 Prozent).
Insgesamt ist das Ziel der Bundesregierung, jährlich drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung und Entwicklung einzusetzen, 2015 erstmals erreicht worden. 2014 lag der Wert bei 2,88 Prozent. Zuvor war der FuE-Anteil 2013 rechnerisch auf 2,82 Prozent gesunken, weil im Zuge einer Umstellung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in der EU das BIP gestiegen war. Dieser Knick ist jetzt dank der Rekordausgaben für Forschung und Entwicklung mehr als ausgeglichen.
»Noch nie wurde in Deutschland so viel in Forschung und Entwicklung investiert wie 2015. Das ist ein großer gemeinsamer Erfolg von Staat und Wirtschaft. Besonders erfreulich: Nach Jahren der Stagnation investieren kleine und mittlere Unternehmen wieder stärker in eigene Forschung«, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. »Forschung und Entwicklung sind ein wichtiger Faktor für den Arbeitsmarkt geworden: Seit 2005 wurden hier mehr als 110.000 hochqualifizierte Arbeitsplätze in der Wirtschaft geschaffen. Forschung ist die Basis für Deutschlands starke Position als Technologiestandort. Damit wir diesen Spitzenplatz im internationalen Wettbewerb halten und ausbauen können, müssen wir uns jetzt ein neues Ziel setzen und die FuE-Ausgaben weiter kraftvoll steigern. Der Bund leistet dafür seinen Anteil: Seit 2005 hat er seine FuE-Ausgaben um mehr als 60 Prozent gesteigert, im kommenden Jahr ist ein weiteres Plus um fünf Prozent vorgesehen«.
»Das Drei-Prozent-Ziel haben Wirtschaft und Staat gemeinsam erreicht, und darauf können wir stolz sein«, sagte Andreas Barner, der Präsident des Stifterverbandes. »Allerdings dürfen wir nun nicht nachlassen, uns auch weiter mit voller Kraft für Forschung und Entwicklung in Deutschland einzusetzen. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um kluge Rahmenbedingungen wie etwa eine steuerliche Förderung von Forschungsprojekten und die fortlaufende Analyse und Weiterentwicklung der Strukturen unseres Innovationssystems. Dazu gibt es eine ganze Reihe vielversprechender Ansätze, die Wirtschaft und Politik gemeinsam weiter verfolgen werden«.
Eine bemerkenswerte Entwicklung gibt es im Mittelstand, der deutlich forschungsfreudiger wird: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Beschäftigten haben 16 Prozent mehr für eigene Forschungsprojekte ausgegeben als im Vorjahreszeitraum. Gerade in Branchen, die insgesamt stagnieren, könnte von diesen Unternehmen in den nächsten Jahren eine neue Wachstumsdynamik ausgehen. Dazu gehören insbesondere der Maschinenbau (insgesamt minus 0,2 Wachstum, aber plus rund zehn Prozent bei den KMU) und die Information und Kommunikation (insgesamt plus 0,4 Prozent Wachstum, aber plus 24 Prozent bei den KMU).
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