Forschung und Lehre konkurrieren vor allem an Universitäten um Mittel, an Fachhochschulen nicht
Personalausstattung ist der zentrale Inputfaktor für Lehre und Forschung
Die Untersuchungen zeigen, dass sich nur eine bessere Personalausstattung sowohl auf die Lehre als auch auf die Forschung positiv auswirkt. Dies gilt gleichermaßen für Universitäten und Fachhochschulen und bezogen auf Professoren wie wissenschaftliche Mitarbeiter. Alle anderen Inputfaktoren, vor allem Finanzmittel und Rahmenbedingungen, wie z.B. die Größe des Fachbereichs oder der Hochschulen, wirken entweder stärker zugunsten der Forschung oder zugunsten der Lehre; nur in Ausnahmefällen kommen sie beiden Bereichen gleichermaßen zugute.
»Die Ergebnisse sind erstaunlich deutlich«, fasst Dr. Dieter Dohmen, der Direktor des FiBS, die Ergebnisse der Studie zusammen. »Mehr Personal sorgt an beiden Hochschularten für bessere Lehre und Forschung , während sich mehr Geld erstaunlicherweise eher auf die Forschung als auf die Lehre positiv auswirkt. Das gilt insbesondere für die Universitäten«. Zudem stehen zusätzliche Drittmitteleinnahmen an Universitäten in einem negativen Zusammenhang mit Outputindikatoren für die Lehre, wie der Zahl der Absolventen und dem Anteil der Studierenden in der Regelstudienzeit.
Leistungserstellung an Universitäten
Hochschulen und ihre Fachbereiche können ihre Personal- und Finanzressourcen strategisch einsetzen. Wissenschaftliches Personal hat entweder Zeit für Forschung oder für Lehre oder für Administration; gleiches gilt für den Einsatz finanzieller Mittel. »Unsere Analysen zeigen, dass die vergleichsweise flexiblen Mittel für Lehre und Forschung an den Universitäten positiv mit höheren Drittmitteleinnahmen und negativ mit den Indikatoren für den Lehroutput korrelieren,« hält Dohmen fest. Fachbereiche mit einer größeren Anzahl an Studierenden haben, unter sonst identischen Voraussetzungen, weniger Drittmitteleinnahmen als kleinere Fachbereiche. »Die Befunde zeigen, dass Lehre und Forschung an den Universitäten in einem ungünstigen Wettbewerb um Ressourcen stehen,« erklärt Dohmen.
Leistungserstellung an Fachhochschulen
Für die Fachhochschulen zeigt sich diese Diskrepanz nicht so deutlich. Zwar zeigen die Mittel für Lehre und Forschung auch hier den stärksten Zusammenhang zu den Drittmitteleinnahmen, aber das Verhältnis von Lehre und Forschung ist insgesamt etwas ausgewogener. Drittmitteleinnahmen wie auch die Mittel für Lehre und Forschung weisen einen positiven Zusammenhang mit der Anzahl der Studierenden im Fachbereich und mit der Anzahl der Studierenden in der Regelstudienzeit auf, wenngleich Letztere auch negativ mit den Absolventenzahlen korrelieren. »Das heißt, dass hohe Drittmitteleinnahmen an Fachhochschulen durchaus mit größeren Studierendenzahlen kompatibel sind,« erläutert der Wissenschaftler.
Unterschiede zwischen den Fachbereichen und verschieden großen Einrichtungen
Die Ingenieur- und Naturwissenschaften haben, zum Teil strukturbedingt, höhere Drittmitteleinnahmen und ungünstigere Ergebnisse bezüglich der Lehrindikatoren, während die Geistes- und Sozialwissenschaften durchgängig besser bei den Lehrindikatoren - Studienanfänger, Studierende in der Regelstudienzeit und Absolventen - abschneiden. Die Ergebnisse beziehen sich auf Fachbereiche, die ansonsten identische Voraussetzungen haben, also gleich viele Studierende oder Finanzmittel etc.
Die Auswirkungen der Größe von Einrichtungen zeigen sich, bei ansonsten gleichen Rahmenbedingungen, an anderer Stelle: Größere Fachbereiche haben an beiden Hochschularten deutlich mehr Absolventen. »Die anscheinend bessere Effizienz der größeren Fachbereiche bei den Absolventenzahlen könnte damit zusammenhängen,« so Dohmen, »dass sie den Studierenden mehr Wahlmöglichkeiten bieten, d.h. sie müssen weniger abwandern, um den gewünschten Schwerpunkt studieren zu können. Außerdem ziehen die großen Fachbereiche auch mehr Studierende in höheren Semestern an«. Größere Universitäten und Fachhochschulen haben zwar weniger Absolventen, dafür aber mehr Studierende in der Regelstudienzeit.
Wie sich dieser, möglicherweise scheinbare Widerspruch erklärt, muss noch weiter untersucht werden. Mögliche Erklärungsansätze sind, dass an größeren Hochschulen entweder mehr Studierende das Studium relativ spät abbrechen oder aber, zum Beispiel nach Überschreiten der Regelstudienzeit, eine verstärkte Notwendigkeit zur Selbstfinanzierung des Lebensunterhalts besteht, die über eine Verlängerung der Studienzeit zu latent geringeren Absolventenzahlen führt. Große Hochschulen finden sich überproportional in großen Städten mit tendenziell eher höheren Lebenshaltungskosten.
Gleichzeitig haben größere Fachbereiche an Universitäten relativ weniger Drittmitteleinnahmen als kleinere Fachbereiche. An den Fachhochschulen zeigt sich der ungünstige Effekt zwischen Zahl der Studierenden und Drittmitteleinnahmen nicht.
In der Studie werden die Lehrindikatoren, die Anzahl der Studienanfänger, der Studierenden in der Regelstudienzeit und der Absolventen sowie der Forschungsindikator Drittmitteleinnahmen betrachtet, jeweils getrennt für Universitäten und Fachhochschulen. Als Einflussfaktoren werden die Personal- und Finanzausstattung sowie die Rahmenbedingungen - Größe der Hochschule, Größe des Fachbereichs, Anteil der Bachelor- bzw. Masterstudierenden -, sowie der Fachbereich - Geistes- und Sozialwissenschaften versus Ingenieur- und Naturwissenschaften - herangezogen.
Hintergrund
Das FiBS ist einer der führenden Forschungs- und Beratungseinrichtungen und Think Tanks zum Thema Bildungsfinanzierung in Deutschland und Europa und ist derzeit an einer Machbarkeitsstudie zu Social Impact Bonds im Auftrag der Europäischen Kommission/GD Bildung und Kultur beteiligt.
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