Studie: Neue Steuerungsmodelle haben kaum leistungssteigernde Effekte in Hochschulen

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FiBS2Die neuen Steuerungsmodelle sollen zu einer dynamischen Entwicklung der Hochschulen und Fachbereiche führen. Analysen des FiBS zeigen jedoch, dass sich zentrale Lehr- und Forschungsindikatoren in Ländern, die neue Steuerungsmodelle eingeführt haben, oft weniger dynamisch entwickelt haben als in Ländern, die auf diese Instrumente verzichtet haben. Dies zeigt eine Studie des Berliner Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie zur leistungsorientierten Finanzierung des Hochschulwesens, die jetzt veröffentlicht wurde.urde.

 
Die Studie »Performanced-based funding of universities in Germany - an empirical analysis«, die das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) jetzt vorlegt, untersucht die Auswirkungen der sogenannten neuen Steuerungsinstrumente auf die Leistungsentwicklung von Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Diese Betrachtung baut Grundlage auf einer Analyse der Faktoren auf, die die Lehr- bzw. Forschungsleistungen der Hochschulen jeweils beeinflussen.

Die Effekte der Einführung der neuen Steuerungsinstrumente auf die Hochschulen, die in den vergangenen knapp zwanzig Jahren in den Ländern in unterschiedlicher Intensität eingeführt wurden, müssen differenziert betrachtet werden. So hat zum Beispiel die Einführung einer leistungsorientierten Mittelverteilung als solches keine Effekte auf den Lehroutput der Universitäten, aber leicht negative Effekte auf die Drittmitteleinnahmen. Letzteres zeigt sich auch für die Fachhochschulen, zudem zeigen sich negative Zusammenhänge mit den Absolventenzahlen. »Das heißt, die Hochschulen bzw. Fachbereiche entwickeln sich in Ländern mit einer leistungsorientierten Mittelzuweisung (LOM) bezogen auf Drittmitteleinnahmen - und an Fachhochschulen auch bezogen auf die Absolventen - weniger dynamisch als in Ländern ohne ein solches Steuerungssystem«, erläutert Dohmen. Negative Korrelationen zeigen sich an Universitäten bei allen Lehrindikatoren und steigenden Budgetanteilen, das heißt, Fachbereiche bzw. Hochschulen, die mehr Geld über die leistungsorientierte Mittelverteilung erhalten, entwickeln sich ungünstiger als Fachbereiche, die weniger Mittel darüber erhalten. An Fachhochschulen lassen sich diese ungünstigen Effekte nur für die Zahl der Studienanfänger erkennen.

Vergleicht man die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Parametern eines LOM-Systems und ihre Wirkungen auf die entsprechenden Indikatoren, also zum Beispiel den Anteil des Drittmittelindikators und die Entwicklung der Drittmitteleinnahmen, dann zeigen sich fast durchgängig keine oder eher negative direkte Zusammenhänge. Allerdings lassen sich eine Reihe von positiven oder negativen Korrelationen bezogen auf andere Outputindikatoren bzw. die Mittelverteilungsvariablen der LOM-Modelle identifizieren.

»Dieses Gesamtergebnis wirft die Frage auf, ob der Aufwand für die Entwicklung und Einführung solcher Finanzierungsmodelle in einem angemessenen Verhältnis zum Ertrag steht«, spitzt Dohmen die Ergebnisse zu. »Zumindest nach unseren Ergebnissen muss man konstatieren, dass die Komplexität der Steuerungssysteme und der Hochschulen offenkundig dazu beigetragen haben, dass es keine simplen Befunde gibt, die ein klares Ja oder Nein nahelegen«.

Nur vereinzelt lassen sich statistische Zusammenhänge zwischen anderen Steuerungsinstrumenten, wie Globalbudgets oder Zielvereinbarungen, und den Lehrindikatoren bzw. Drittmitteleinnahmen herausarbeiten.

Innerhochschulische Zielvereinbarungen korrelieren an beiden Hochschultypen positiv mit höheren Drittmitteleinnahmen, an Fachhochschulen zudem mit den Absolventenzahlen. Widersprüchliche Zusammenhänge zeigen sich jedoch bei der internen leistungsorientierten Mittelverteilung. An Fachhochschulen korreliert sie positiv mit den Drittmitteleinnahmen und negativ mit den Absolventenzahlen, an Universitäten mit beiden Outputindikatoren negativ. Demgegenüber sind die Absolventenzahlen an Universitäten und Fachhochschulen in Ländern mit Studiengebühren etwas stärker gestiegen als in Ländern ohne dieses Instrument. An Fachhochschulen sind auch die Studienanfängerzahlen in Ländern mit Gebühren etwas stärker gestiegen, die Zahl der Studierenden in der Regelstudienzeit hat sich ungünstiger entwickelt.

»Unsere Befunde sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das deutsche Hochschulsystem in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren hochdynamisch entwickelt hat«, schließt Dohmen an. »Es bleibt aber die Frage, welche Faktoren hierfür maßgeblich verantwortlich waren. Es liegt die Vermutung nahe, dass es vor allem die Maßnahmen waren, die mit einem größerem Mitteleinsatz verbunden waren, wie etwa der Hochschulpakt. Aber dies muss erst noch durch geeignete Studien untersucht werden«.

In der Studie werden die Lehrindikatoren, die Anzahl der Studienanfänger, der Studierenden in der Regelstudienzeit und der Absolventen sowie der Forschungsindikator Drittmitteleinnahmen betrachtet, jeweils getrennt für Universitäten und Fachhochschulen. Als Einflussfaktoren werden zunächst die Personal- und Finanzausstattung sowie die Rahmenbedingungen - Größe der Hochschule, Größe des Fachbereichs, Anteil der Bachelor- bzw. Masterstudierenden -, sowie der Fachbereich - Geistes- und Sozialwissenschaften versus Ingenieur- und Naturwissenschaften - herangezogen. In einem weiteren Schritt werden sukzessive die einzelnen Komponenten der leistungsorientierten Mittelverteilung bzw. andere neue Steuerungsmodelle in das Modell aufgenommen.

Hintergrund
Das FiBS ist einer der führenden Forschungs- und Beratungseinrichtungen und Think Tanks zum Thema Bildungsfinanzierung in Deutschland und Europa und ist derzeit an einer Machbarkeitsstudie zu Social Impact Bonds im Auftrag der Europäischen Kommission/GD Bildung und Kultur beteiligt.

 

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