GEW: »Ein neuer Hochschulpakt muss her!«

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GEW formuliert mit »Budenheimer Memorandum« Anforderungen an Hochschulfinanzierung  

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht sich dafür stark, den 2020 auslaufenden Hochschulpakt zu verstetigen und aufzustocken. »Mit dem Hochschulpakt sorgen Bund und Länder seit 2007 für zusätzliche Studienplätze an den unterfinanzierten Hochschulen. Die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger wird sich nach allen Prognosen auf hohem Niveau stabilisieren. Es wäre daher fatal, wenn der Pakt in zwei Jahren sang- und klanglos ausliefe. Bund und Länder müssen jetzt die Weichen für eine nachhaltige Hochschulfinanzierung stellen. Ein neuer Hochschulpakt muss her!«, sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte, am Dienstag mit Blick auf das »Budenheimer Memorandum«. Die Bildungsgewerkschaft hat das Papier zur 10. GEW-Wissenschaftskonferenz vorgelegt, die morgen in Budenheim bei Mainz eröffnet wird.

»Schon jetzt hält die Finanzierung der Hochschulen nicht Schritt mit dem Anstieg der Zahl der Studierenden. Die Folgen sind ein nahezu flächendeckender Numerus clausus (NC) und miserable Betreuungsrelationen. An den Universitäten kommen inzwischen mehr als 60 Studierende auf eine Professorin oder einen Professor, in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind es sogar 93«, stellte Keller fest. »Ein neuer Hochschulpakt muss daher auch die Qualität von Lehre und Studium spürbar verbessern: Ziel des ‚Budenheimer Memorandums‘ ist ein Betreuungsverhältnis von maximal 40 Studierenden auf eine Professorin oder einen Professor. Statt bisher 26.000 Euro müssen Bund und Länder künftig mindestens 36.000 Euro für einen Studienplatz bereitstellen«, erklärte der GEW-Hochschulexperte.

Mit Nachdruck unterstützte die GEW im »Budenheimer Memorandum« die Forderung nach einer »Dynamisierung« des Hochschulpakts, die der Wissenschaftsrat im Frühjahr zur Diskussion gestellt hatte. »Die Große Koalition hat bereits einen weiteren Aufwuchs der Mittel für den Pakt für Forschung und Innovation um mindestens drei Prozent jährlich in Aussicht gestellt. Dieser kommt jedoch ausschließlich der Forschung zugute. Lehre und Studium haben aber den gleichen Stellenwert verdient wie die Forschung: Auch die Mittel des Hochschulpakts müssen daher künftig um mindestens drei Prozent jährlich angehoben werden«, betonte Keller.

Von einem neuen Hochschulpakt erwartet die GEW auch die Gewährleistung von Standards für gute Arbeit an den Hochschulen. »Mit den Mitteln des Hochschulpakts 2020 wurden bisher vor allem Zeitverträge für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Lehrkräfte für besondere Aufgaben sowie Lehraufträge finanziert. Zeitverträge und Lehraufträge gefährden aber die Kontinuität und Qualität der Lehre. Sie gehen letztlich auf Kosten der Studierenden. Der neue Hochschulpakt muss daher zu einer Entfristungsoffensive werden und Dauerstellen für Daueraufgaben in der Lehre schaffen. Gute Hochschulbildung sowie gute Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen sind zwei Seiten einer Medaille!«, unterstrich der GEW-Vize.

Keller machte deutlich, dass Bund und Länder mit einem neuen Hochschulpakt auch dazu beitragen sollten, den Lehrkräftemangel zu bekämpfen. »Im Hochschulpakt 2020 haben sich die Länder bereits verpflichtet, insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) mehr Studienplätze zu schaffen. Es ist höchste Zeit, endlich auch für mehr Studienplätze in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung zu sorgen. Es kann nicht sein, dass auf der einen Seite Schulen händeringend qualifizierte Lehrkräfte suchen, auf der anderen Seite aber viele Studienberechtigte wegen hoher NCs nicht zum Lehramtsstudium zugelassen werden und sich stattdessen in andere Studiengänge einschreiben – um später womöglich als Seiteneinsteiger im Schuldienst zu landen«, mahnte der GEW-Sprecher.

Hintergrund
Die 10. GEW-Wissenschaftskonferenz wird morgen in Budenheim bei Mainz eröffnet. Bis kommenden Samstag diskutieren über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Expertinnen und Experten aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Politik, Wissenschaftsorganisationen und Gewerkschaften zum Thema »Lust oder Frust? Qualität von Lehre und Studium auf dem Prüfstand«.
Am 8. November wird die GEW auf ihrem 9. Follow-up-Kongress zum »Templiner Manifest« in Berlin das »Budenheimer Memorandum« mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundes und der Länder diskutieren.

   

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