Europäische Weiterbildungsstudien im Vergleich
Der Beitrag »Beteiligungsmuster in der Weiterbildung in Europa« von Dieter Dohmen, Galiya Yelubayeva und Lena Wrobel ist in der Reihe »FiBS-Forum« erschienen und vergleicht unterschiedliche europaweite Studien zur Weiterbildungsbeteiligung. Diese divergieren in ihren Ergebnissen extrem und geben zum Beispiel für Deutschland Beteiligungsquoten von unter 10% bis über 50% an. Um diese teils stark voneinander abweichenden Ergebnisse zu verstehen, werden die Designs dieser Studien gegenübergestellt. Darüber hinaus werden zentrale Kennzahlen zur Beteiligung in Europa für verschiedene Personengruppen thematisiert.
Die Untersuchung des FiBS stellt die Daten aus sechs europäischen Vergleichsstudien gegenüber. Es handelt sich dabei um den Adult Education Survey (AES), den Continuing Vocational Training Survey (CVTS), den Labour Force Survey (LFS), den European Working Conditions Survey (EWCS), den European Skills and Jobs Survey (ESJ) und das Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC). Diese Studien besitzen unterschiedliche Ausrichtungen, beinhalten als gemeinsamen Nenner aber auch Angaben zur Weiterbildungsbeteiligung in den europäischen Ländern. Bei dem Vergleich des FiBS wurden nicht nur die sechs Studien, sondern auch die unterschiedlichen Erhebungswellen der einzelnen Studien berücksichtigt.
Weiterbildungsbeteiligung fällt sehr unterschiedlich aus
Im Ergebnis zeigten sich stark voneinander abweichende Angaben zur Weiterbildungsbeteiligung. Ursache hierfür sind unterschiedliche Begrifflichkeiten und methodische Designs der Untersuchung. So bezogen sich die Studien zum Beispiel auf unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen oder bezogen jeweils verschiedene Bildungsbereiche mit ein. Die Ergebnisse des EWCS basieren auf Angestellte über 15 Jahre, die des AES auf alle Personen zwischen 25 und 64, die des CVTS auf Angestellte in klein- und mittelständischen Unternehmen ab 10 Mitarbeiter/innen. Auch sind die Beobachtungszeiträume unterschiedlich: Die meisten Studien erfassen Weiterbildungsaktivitäten der letzten 12 Monate oder des letzten Kalenderjahres, während der LFS nur die letzten vier Wochen erfasst - was die sehr geringen Beteiligungsquoten dieser Studie erklärt.
Auch wenn sich die betrachteten Erhebungen hinsichtlich der Angaben zum Umfang der Beteiligung stark voneinander unterscheiden, stimmen sie dennoch im Ländervergleich überein: Hinsichtlich des Länderrankings korrelieren die Studienergebnisse: Länder mit im internationalen Vergleich geringen oder hohen Beteiligungsquoten weisen diese Quoten studienübergreifend vor.
Die Schweiz und skandinavische Länder liegen bei der Weiterbildungsbeteiligung vorn
Im zweiten Abschnitt liefert der Beitrag zentrale Kennzahlen zur Weiterbildungsbeteiligung im europäischen Vergleich, basierend auf den AES und bezogen auf das Jahr 2016. Dabei zeigt sich, dass die höchsten Beteiligungsquoten in der Schweiz (69,1% aller Befragten) und in den Niederlanden (64,1%) vorzufinden sind. Erst dann kommen die skandinavischen Länder Schweden (63,8%), Norwegen (60%) und Finnland (54,1%). Deutschland liegt mit 52% im oberen Mittelfeld. Auffällig ist auch, dass die Schweiz und die Niederlande bei Erwerbslosen sehr starke Beteiligungsquoten von über 60 % vorweisen. Hier liegt Deutschland bei unter 30%.
»Die Ergebnisse fallen zwar sehr unterschiedlich aus, sie bestätigen aber, dass lebenslanges Lernen in Europa immer mehr Beachtung findet«, stellt Galiya Yelubayeva, wissenschaftliche Mitarbeiterin im FiBS fest. »Die Statistiken belegen dies«.
Hintergrund
Die veröffentlichte Studie ist Teil des vom FiBS durchgeführten Projekts »Volks- und regionalwirtschaftliche Kosten, Effekte und Finanzierung der Weiterbildung«. Das Projekt wurde im Rahmen des Förderschwerpunkts »Innovative Ansätze zukunftsorientierter beruflicher Weiterbildung« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gefördert.
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