Wie können sprachliche Bildung und Mehrsprachigkeit vereinbart werden?

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Ergebnisse des BMBF-Schwerpunkts 

In Deutschland wachsen immer mehr Schülerinnen und Schüler nicht nur mit Deutsch, sondern gleich mit mehreren Sprachen auf. Daraus ergeben sich Konsequenzen für das Bildungssystem, die in einem Schwerpunkt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) über sieben Jahre erforscht wurden. Insgesamt 21 Projekte wurden an der Universität Hamburg koordiniert.

Nun liegen die Ergebnisse vor.

Nicht nur die Förderung der Schul- und Unterrichtssprache Deutsch wird von der zunehmenden Mehrsprachigkeit beeinflusst, sondern auch das Lernen anderer Sprachen und der Unterricht in allen Fächern. Insgesamt wurden zwischen 2013 und 2020 an der Universität Hamburg und anderen deutschen Universitäten 21 Forschungsprojekte zu den verschiedenen Aspekten durchgeführt. Die »Koordinierungsstelle Mehrsprachigkeit und sprachliche Bildung« (KoMBi) an der Universität Hamburg hat die Berichte und Ergebnisse nun in einer Broschüre veröffentlicht.

So untersuchte etwa das Projekt »Mehrsprachigkeit im Zeitverlauf« (MEZ) an der Universität Hamburg die Entwicklung mehrsprachiger Kompetenzen von Jugendlichen und Faktoren, die die Fähigkeiten fördern oder hemmen. Dafür wurden rund 2.000 Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I an 75 Schulen deutschlandweit befragt – etwa die Hälfte von ihnen war mehrsprachig. Es zeigte sich unter anderem, dass die Unterrichtssprache Deutsch auch bei allen mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern die dominante Sprache war. Die Befürchtung, dass der Ausbau von Fähigkeiten in der Herkunftssprache den Erwerb des Deutschen beeinträchtigt, konnte widerlegt werden. Deutsch-türkisch- und deutsch-russischsprachige Jugendliche, die das Schreiben in ihrer Herkunftssprache gut beherrschen, erzielten sowohl im Deutschen als auch im Englischen durchweg bessere Leistungen als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler mit schlechteren Schreibfähigkeiten in der Herkunftssprache.

Um das Zusammenwirken von Herkunftssprache und Fachunterricht ging es im Projekt »MuM-Multi« der Universitäten Hamburg und Dortmund. Untersucht wurde, wie sich zweisprachige Förderung im Mathematikunterricht auf die fachlichen Leistungen auswirkt. Dabei zeigte sich, dass sowohl die einsprachige als auch die zweisprachige Förderung zu einer Leistungssteigerung führte. Das widerlegt die These, dass zweisprachiges Lernen vom Fachlernen ablenkt. Für Lernende mit hoher Türkisch-Kompetenz lässt sich die Tendenz nachweisen, dass sie von der zweisprachigen Förderung beim Mathematiklernen mehr profitieren als von der einsprachigen.

Auch im Projekt »SimO« der Universitäten Bremen und Siegen mit 322 mehrsprachigen und einsprachigen Schülerinnen und Schülern ließen sich Synergieeffekte nachweisen: Mehrsprachige Lernende waren in der Lage, Strategien der Textüberarbeitung deutscher Texte auch auf türkische Texte anzuwenden, obwohl diese Fähigkeiten im Türkischen nicht explizit geschult wurden.

Alle Ergebnisse stehen über die Broschüre sowie über eine ergänzende Webseite wissenschaftlich Interessierten zur Verfügung. »Aber auch Eltern wollen wir an den Ergebnissen teilhaben lassen, etwa durch Informationsmaterial zur mehrsprachigen Erziehung und zur Unterstützung des Lesens und Schreibens in zwei Sprachen«, erklärt Antje Hansen vom Arbeitsbereich Interkulturelle und international vergleichende Erziehungswissenschaft, die den Schwerpunkt gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ingrid Gogolin und Dr. Sarah McMonagle koordiniert hat.

Die Ergebnisse werden zudem im November 2020 im Rahmen einer Abschlusstagung in Hamburg präsentiert. Aufgrund des hohen Interesses veranstaltet KoMBi im Dezember eine weitere virtuelle Tagung, bei der die Ergebnisse einem internationalen Publikum auf Englisch präsentiert werden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ingrid Gogolin
Universität Hamburg
Fakultät für Erziehungswissenschaft
Tel.: +49 40 42838-2127
E-Mail: gogolin@uni-hamburg.de

 

 

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