Status quo der digitalen Bildung
»International Computer and Information Literacy Study« (ICILS 2023) geht in die nächste Runde
Digitale Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern stehen weltweit erneut auf dem Prüfstand: Die international vergleichende Schulleistungsstudie »International Computer and Information Literacy Study (ICILS 2023)« untersucht mit ihrer Haupterhebung im Jahr 2023 zum dritten Mal computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Achtklässlern.
Die wissenschaftliche Leitung für Deutschland und die Leitung des nationalen Forschungszentrums liegen wie schon zuvor bei Prof. Dr. Birgit Eickelmann von der Universität Paderborn. Auf internationaler Ebene wird die Studie von der »International Association for the Evaluation of Educational Achievement« (IEA) koordiniert, die ihren Hauptsitz in Amsterdam hat. Finanziert wird der deutsche Teil vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 4 Millionen Euro. Die Studie hat eine Laufzeit von fünfeinhalb Jahren und ist Anfang Januar in Deutschland gestartet.
Für eine ganzheitliche Betrachtung der digitalen Kompetenzen werden deren Rahmenbedingungen in den Blick genommen. Um aussagekräftige Ergebnisse zum Lernen und Lehren mit digitalen Medien in Schulen zu gewährleisten, werden in ganz Deutschland wie auch in allen anderen Teilnehmerländern repräsentative Stichproben durchgeführt. Alle Bundesländer haben der Datenerhebung zugestimmt und den entsprechenden Zugang verfügt. Deutschland nimmt – wie schon bei ICILS 2018 – auch an dem Zusatzmodul zum Kompetenzbereich »Computational Thinking« teil. Dabei handelt es sich um die Fähigkeit, eine Problemstellung zu identifizieren, Lösungsstrategien zu entwickeln und diese formalisiert so darzustellen, dass sie von einem Menschen oder einem Computer ausgeführt werden können. »Im Grunde geht es aber um mehr als nur um digitale Kompetenzen und den Einsatz von neuen Technologien und die Ausstattung in Schulen. Es geht um gesellschaftliche Teilhabe und Zukunftschancen für alle Kinder und Jugendlichen in einer von Digitalisierung geprägten Gesellschaft«, so Eickelmann.
Aufgrund der hohen Relevanz des neuen Schwerpunktbereichs »Digital Education« für Europa werden die internationalen Teilnahmegebühren durch die Europäische Kommission kofinanziert. Bisher haben 18 europäische Länder ihre Teilnahme an der Studie zugesagt. Damit nehmen deutlich mehr Staaten als zuvor teil. Insgesamt ist ICILS – alle drei Zyklen zusammengenommen – auch deshalb von besonderer Relevanz, weil sie Teil des europäischen Bildungsmonitorings zur Umsetzung des »Digital Education Action Plans (2021 bis 2027)« ist, der im Oktober 2020 von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde. »Hier wurde das Ziel formuliert, dass bis 2030 weniger als 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler als digitale Underachiever die Schule verlassen«, erklärt Eickelmann. Derzeit beträgt der entsprechende Anteil für Deutschland 33 Prozent und in Europa rund 38 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse der ICILS-2018-Studie. »Um alle Kinder und Jugendlichen auf dem Weg in die digitale Wissensgesellschaft mitzunehmen und zu begleiten, sind alle Mitgliedsstaaten explizit von der EU aufgefordert, sich an ICILS 2023 zu beteiligen«, so Eickelmann.
Mit dem dritten Zyklus sind neben der Erhebung eines neuen Status quo der digitalen Bildung in Deutschland im internationalen Vergleich erstmals empirisch abgesicherte Trendvergleiche und damit die Erfassung von Entwicklungen über einen Zehnjahreszeitraum möglich. Besonders interessant sind für Deutschland die Entwicklungen ab ICILS 2018. Seitdem wurden viele Maßnahmen, u. a. der »DigitalPakt Schule«, auf den Weg gebracht.
Gerade während der Corona-Pandemie haben die digitalisierungsbezogenen Entwicklungen im Schulbereich deutlich an Fahrt aufgenommen. Dazu Eickelmann: »Die Pandemie-Situation hat uns nochmal vor Augen geführt, wo wir in Deutschland in Sachen Digitalisierung im Schulbereich stehen. Die ICILS-2023-Studie wird deshalb vor allem untersuchen, ob diese Maßnahmen wirksam waren.« Wirklich wünschenswert wäre es laut Eickelmann, wenn die Studie zeigen könnte, dass es in Deutschland bereits bis 2023 gelungen ist, die sozio-ökonomisch bedingten Ungleichheiten für den Bereich der digitalen Kompetenzen deutlich zu verringern. »Bis dahin sind aber noch viele Anstrengungen nötig«, gibt die Wissenschaftlerin zu bedenken.
Erste Ergebnisse werden im Herbst 2024 auf internationaler Ebene vorgelegt. Die Berichtlegung für Deutschland im internationalen Vergleich erfolgt parallel. Entsprechende Bilanzen werden voraussichtlich im Rahmen einer Bundespressekonferenz vorgestellt. Auf Grundlage der Studienergebnisse werden zudem Transferprodukte für die schulische Praxis und die Schuladministration an der Universität Paderborn entwickelt, die ebenfalls Gegenstand der Förderung durch das BMBF sind.
Die Ergebnisse der bisherigen Studienzyklen sind zum kostenlosen Download online zugänglich.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Institut für Erziehungswissenschaft, AG Schulpädagogik, E-Mail: birgit.eickelmann@upb.de
VERWEISE
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