Wie international ist die Promotion in Deutschland?
Etwa ein Drittel aller Doktorandinnen und Doktoranden in Deutschland geht während der Promotion ins Ausland, und die Mehrheit der internationalen Promovierenden im Land ist mit der Betreuung an den Hochschulen sehr zufrieden.
Diese und weitere Fakten zur Internationalität der Promotion liegen nun erstmals in einer vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) veröffentlichten Sonderauswertung zur »National Academics Panel Study« vor. Der DAAD hatte die Sonderauswertung aus Mitteln des Bundesbildungsministeriums gefördert.
»Die neue Auswertung des DZHW zeigt: Deutschland besitzt sehr mobile Promovierende und ist zugleich ein attraktiver Forschungsstandort für internationale Doktorandinnen und Doktoranden. Zudem ist es erfreulich zu sehen, dass der DAAD der wichtigste Stipendiengeber für internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Deutschland ist«, sagte DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. Das Wissen über den Internationalisierungsgrad der Promotion sei gerade auch für die Weiterentwicklung des Forschungsstandortes Deutschland wertvoll. Man werde daher das DZHW auch zukünftig bei Auswertungen zur Internationalität der Promotion unterstützen, so Mukherjee.
Deutsche Promovierende zieht es ins Ausland
Für die DZHW-Sonderauswertung wurden rund 18.000 einheimische (gemeint sind hier sogenannte Bildungsinländer und deutsche Promovierende) Doktorandinnen und Doktoranden zu ihrer Auslandsmobilität befragt. 27 Prozent von ihnen gaben an, während der Promotion bereits einen längeren wissenschaftlichen Auslandsaufenthalt gemacht zu haben. Damit liegt erstmals eine belastbare Mobilitätsquote für Promovierende in Deutschland vor. Im Vergleich zu Studierenden ist die Quote unter Promovierenden deutlich höher: Laut der letzten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks und des DZHW liegt sie bei Studierenden bei 16 Prozent.
Auslandsaufenthalte zur Verbesserung der Forschungskompetenz
Promovierende aus Deutschland, die bereits im Ausland waren, erachten Auslandsaufenthalte in erster Linie als sehr nützlich, um ihre Forschungskompetenzen zu verbessern. An zweiter Stelle stehen laut Umfrage der Aufbau von Kooperationen mit Forschenden außerhalb Deutschlands, die Verbesserung von Fremdsprachenkenntnissen steht an dritter Stelle.
Gen Westen und in die USA
Der Großteil der Auslandsaufenthalte führte die befragten Promovierenden in die Länder Westeuropas (55 Prozent), gefolgt von Nordamerika (17 Prozent) sowie dem asiatisch-pazifischen Raum (11 Prozent). Als Hürde für eine Auslandsmobilität wird vor allem die Trennung von Partnern, Kindern und Freunden angegeben (52 Prozent). An zweiter Stelle stehen Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Mobilität und Forschung (43 Prozent).
Internationale Promovierende an deutschen Hochschulen
Für die Auswertung wurden zudem rund 4.000 internationale Promovierende befragt. Internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler setzen bei der Planung eines Aufenthaltes in Deutschland auf die Persönlichkeiten an deutschen Hochschulen: Sie suchen sehr gezielt nach der besten Betreuerin oder dem besten Betreuer und diese Überlegung leitet die Auswahl der Hochschule. Entsprechend ist der Großteil der Befragten dann auch mit der Betreuung an der Hochschule und durch den Hauptbetreuer oder die Hauptbetreuerin zufrieden oder sehr zufrieden.
Jobs und Stipendien
Die befragten internationalen Promovierenden finanzieren ihren Aufenthalt überwiegend durch eine Beschäftigung an einer Hochschule oder einer Forschungseinrichtung. Knapp 37 Prozent der Befragten finanzieren ihn über ein Stipendium: Als wichtigste Förderorganisation wird in der Umfrage der DAAD genannt (19 Prozent aller Stipendiatinnen und Stipendiaten), auf Rang zwei und drei folgen eine Förderung durch die eigene Hochschule und eine Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Nach Abschluss der Promotion zieht es internationale Promovierende in Deutschland überwiegend in die forschende Wirtschaft: 80 Prozent sahen eine Tätigkeit außerhalb der Wissenschaft mit Bezug zu Forschung und Entwicklung als attraktiv oder sehr attraktiv an. Auch eine spätere Forschungstätigkeit an einer Hochschule oder einer öffentlichen Forschungseinrichtung wird von 68 Prozent der internationalen Befragten als attraktiv bezeichnet.
Auswertung zur National Academics Panel Study (Nacaps)
Basis der aktuellen Sonderauswertung sind die Befragungsergebnisse, die vom DZHW 2019 im Rahmen der ersten National Academics Panel Study (Nacaps) erhoben wurden. Die Nacaps-Ergebnisse ermöglichen einen umfänglichen Einblick in die Promotionsbedingungen und Karrierewege in Deutschland. Die zusätzliche DZWH-Sonderauswertung, finanziert vom DAAD aus Mitteln des Ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), bietet darüber hinaus eine erste Bestandsaufnahme zur Internationalität der Promotion in Deutschland. Die Auswertung soll in Zukunft in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden.
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