Das Bild vom Migranten als sexuelle Gefahr
Rechtspopulistische Kampagnen haben vor allem dort Erfolg, wo sie an ein traditionelles Frauenbild anknüpfen können
Wer Männer für das starke und Frauen für das zu beschützende Geschlecht hält, ist besonders empfänglich für rechte Propaganda über angeblich sexuell bedrohliche Fremde. Bei Betrachtern mit progressiveren Einstellungen zum Verhältnis von Mann und Frau hingegen können entsprechende Plakate zu entgegengesetzten Reaktionen führen: Sie nehmen Migranten vor der Unterstellung in Schutz. Den Resonanzboden für Rechtspopulismus haben Marc Helbling vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Oriane Sarrasin und Eva G.T. Green von der Universität Lausanne und Nicole Fasel (Universität Lissabon) untersucht.
In Online-Umfrageexperimenten in Deutschland und der Schweiz konfrontierte das Team 181 (D) bzw. 142 (CH) Probanden mit fiktiven Darstellungen krimineller Migranten, wie sie in der Schweiz tatsächlich im Vorfeld der Abstimmung über die Ausweisung straffällig gewordener Ausländer plakatiert worden waren. Es zeigten sich Unterschiede in der Reaktion je nach vorhandener Einstellung der Betrachterinnen und Betrachter: Wurden Migranten als gewalttätig oder als Drogendealer dargestellt, löste dies vor allem bei jenen negative Gefühle aus, die generell ihr Umfeld als unsicher wahrnehmen. Bei der Darstellung von Migranten als Sexualstraftätern spielen solche Ängste keine verstärkende Rolle. Hier beeinflusst das Frauenbild die Wahrnehmung: Sind Menschen der Meinung, dass Frauen von Männern geschützt werden müssen, führen solche Plakate zu deutlich negativeren Einstellungen gegenüber Migranten, als wenn ihnen keine kriminellen Migranten präsentiert werden.
Die Studie zeigt, dass rechtspopulistische Kampagnen von einem vorfindlichen Resonanzboden profitieren: Erfolg haben sie vor allem, wo sie an ein traditionelles Frauenbild anknüpfen können.
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