Hans-Böckler-Stiftung fördert herausragende junge Wissenschaftler*innen
Drei Wissenschaftler*innen mit dem »Maria-Weber-Grant« ausgezeichnet
Sie stecken mitten in einer Rush-Hour des (akademischen) Lebens: Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in der Post-Doc-Phase befinden oder eine befristete Juniorprofessur innehaben. Sie müssen forschen und publizieren, sich austauschen und vernetzen, Lehrveranstaltungen geben und Verwaltungsarbeit übernehmen, teilweise in Kombination mit Kinderbetreuung unter nach wie vor erschwerten Bedingungen. Und zugleich immer den akademischen Arbeitsmarkt im Blick halten: Etwa neun von zehn wissenschaftlichen Nachwuchskräften sind nach Analysen des Wissenschaftsrats befristet beschäftigt.
Das macht Fördermittel wie den »Maria-Weber-Grant«, benannt nach der stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes von 1972 bis 1982, umso wertvoller. Der »Maria-Weber-Grant« der Hans-Böckler-Stiftung gibt ausgewählten Hochschulbeschäftigten die Möglichkeit, sich für einige Zeit vorrangig auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren – eine wesentliche Voraussetzung, um eine feste Professur zu erhalten.
Das sind die 2022 mit dem »Maria-Weber-Grant« Ausgezeichneten:
- Dr. Siegfried Beckus: Der 34jährige Mathematiker lehrt an der Universität Potsdam. Seine aktuelle Forschung befasst sich mit »Quasikristallen”. Sein Ziel: Zu einem »mathematischen Werkzeugkasten beitragen”, mit dem auch mehrdimensionale Quasikristalle analysiert werden können.
- Dr. Svenja Flechtner, geboren 1985, ist Juniorprofessorin für Plurale Ökonomik an der Universität Siegen. Das große Thema der Wirtschaftswissenschaftlerin sind soziale und ökonomische Ungleichheiten: Wie entstehen sie – und warum sind sie so langlebig?
- Dr. Anna Wehofsits, Jahrgang 1981. Die Philosophin arbeitet an der Ludwigs-Maximilian-Universität München. In ihrem Habilitationsprojekt untersucht sie sie die menschliche Fähigkeit zur Selbsttäuschung in ihrer ganzen Ambivalenz: Als Faktor, der Unrecht ermöglicht, ebenso wie als psychologischen Mechanismus, der zur seelischen Stabilität beitragen kann.
Die Grants dienen dazu, für ein oder zwei Semester eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Preisträgerinnen und Preisträger zu finanzieren. Dafür erhalten die Hochschulen der drei diesjährigen Geförderten pro Semester jeweils 20.000 Euro Förderung durch das Begabtenförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Der »Maria-Weber-Grant« wird jeweils zum September eines Jahres ausgeschrieben und richtet sich an Habilitierende sowie Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren aller Fachrichtungen. Die neue Ausschreibungsrunde für die Grants 2023 hat soeben begonnen.
Der »Maria-Weber-Grant« schenkt zeitliche Freiräume, damit exzellente junge Forschende sich profilieren und so eine Chance auf eine dauerhafte Karriere im Wissenschaftsbetrieb erhalten können. Dabei geht es keinesfalls darum, Forschung gegen Lehre auszuspielen. Die Bewerberinnen und Bewerber zeigen deutlich, dass gerade die Postdocs, Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren sich besonders für eine gute Lehre stark machen, sich engagieren und methodisch fortbilden in einer der wichtigsten Phasen der Qualifizierung. Ebenso ist es ein erklärtes Ziel, gute Lehre durch stabile Beschäftigung langfristig abzusichern. Die Gewerkschaften machen sich seit Langem für eine verlässliche und faire Personalentwicklung an Hochschulen stark, auch wenn es dafür noch viel zu tun gibt.
Gleichzeitig steht dieser Grant auch für die Stärkung der Innovation und wissenschaftlichen Expertise an deutschen Universitäten, sowohl fachlich als auch in der Förderung von Chancengleichheit für Frauen in der Wissenschaft.
Gemeinsam haben die Ausgezeichneten, dass sie sich nicht nur mit interessanten Forschungsinhalten beworben haben, sondern auch durch die hohe Qualität und Strahlkraft ihrer Arbeit nach außen überzeugen konnten. Juniorprofessorinnen und -professoren, die sich auf den Grant bewerben, müssen bereits eine positive Zwischenevaluation durchlaufen haben, Habilitierende ein fachliches Gutachten beilegen. Zusätzlich führt die Hans-Böckler-Stiftung ein Peer-Review-Verfahren durch.
VERWEISE