BMBF stellt sich seiner Vergangenheit

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BMBF 260

Studie zur NS-Belastung der Vorgängerinstitutionen veröffentlicht

Am 2. November 2022 wurde die umfassende Studie des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) zur Vergangenheit und NS-Belastung der Vorgängerinstitutionen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) veröffentlicht.

Die vom BMBF in Auftrag gegebene Arbeit untersucht die NS-Belastungen des bundesdeutschen Atom- und Forschungsministeriums von 1955 bis 1972. Durch detaillierte biographische Analysen konnten die Forscher, gestützt auf eine umfangreiche und vielfältige Quellenbasis, die Breite und Vielfalt individueller NS-Belastungen aufzeigen, die es auch innerhalb eines stark natur- und technikwissenschaftlich geprägten Bundesministeriums gab.

Die Erkenntnisse reihen sich in die Befunde zu anderen Ressorts ein, wonach in der frühen Bundesrepublik eine durchweg hohe NS-Belastung des staatlichen Spitzenpersonals vorhanden war. Gleichzeitig belegen die Ergebnisse im Einklang mit der zeithistorischen Forschung die hohe Anpassungs- und Funktionsfähigkeit bestimmter Berufsgruppen von der Weimarer Republik über das NS-Regime bis in die frühe Bundesrepublik.

Wie die anderen Ressorts stützte sich das Atom- und Forschungsministerium in den Anfangsjahren personell weitgehend auf eine Führungsschicht, deren Sozialisation oftmals bis in die Kaiserzeit reichte und die in der NS-Zeit wichtige berufliche Funktionen im Staatsdienst wahrgenommen hatte. Damit verbunden war die langwährende Beharrungskraft nationalkonservativer und autoritativer Grundhaltungen bis in die 1960er Jahre.

Mit der Etablierung des Atom- und Forschungsministeriums, das keine direkte Vorgängerinstitution aus der NS-Zeit besaß, war der Neubeginn fachlich eindeutiger als in den übrigen Ressorts. Forschungsgebiete und Technologien, deren Nutzbarmachung einen hohen Stellenwert für die Zukunft versprach, wurden nun priorisiert. Die NS-belastete Vergangenheit im heutigen Sinne war – ähnlich wie in anderen Ressorts – kaum ein Thema. Die jüngste deutsche Geschichte erschien vielmehr als verantwortlich für einen wissenschaftlichen und technologischen »Rückstand«, der nun aufzuholen sei.

Das heutige BMBF ist sich seiner Verantwortung bewusst. Studien wie die vorliegende Arbeit tragen nicht nur zur zeithistorischen Forschung und politischen Bildung bei. Sie können auch das demokratische Bewusstsein stärken. Wissen über die Vergangenheit heißt Verantwortung für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu übernehmen. Nur wer aus der Vergangenheit lernt, ist aufmerksam für die Zukunft.


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