Berufliche Weiterbildung unter der Lupe
Die berufliche Weiterbildung analysieren: Das ist Ziel eines Forschungsprojekts an der Uni Würzburg. Es soll einen Überblick über Tätigkeitsfelder der beruflichen Weiterbildung und die Selbstverständnisse des Personals bieten sowie eine Handreichung zur Professionalisierung erarbeiten.
Worin unterscheiden sich Funktionen und Tätigkeiten in der beruflichen Weiterbildung? Welche Berufsrollen können Menschen, die in der Weiterbildung tätig sind, daraus identifizieren? Welche beruflichen Selbstverständnisse und Konzepte des Handelns prägen Erwerbstätigte in ihrem Arbeitsalltag eigentlich? Und welche Strategien zur Professionalisierung des Personals und zur Qualitätssicherung der Angebote lassen sich daraus ableiten?
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt eines neuen Forschungsprojekts an der Universität Würzburg. Sein Name: »Konturen der Professionsentwicklung in der beruflichen Weiterbildung« – kurz KoProf. An dem Kooperationsprojekt beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Würzburg und der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.
In Würzburg liegt die Leitung in der Hand von Regina Egetenmeyer, Professorin für Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Gemeinsam mit ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Lisa Breitschwerdt und ihrem wissenschaftlichen Mitarbeiter Reinhard Lechner wird sie in den kommenden drei Jahren die Professionalisierung in der beruflichen Weiterbildung erforschen. An der PH Ludwigsburg beteiligt sich der Arbeitsbereich »Erwachsenenbildung und Berufliche Bildung« unter der Leitung der Professorin Ingeborg Schüßler an dem Projekt.
Vielgestaltiges Praxisfeld
»Im Bereich der beruflichen Weiterbildung in Deutschland sind die Tätigkeiten der Beschäftigten äußerst vielfältig«, erklärt Regina Egetenmeyer. Die Anforderungen der Praxis – sprich: das Planen, Durchführen und Auswerten von Lehr- und Lernprozessen mit Erwachsenen – können deshalb nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden, so die Professorin. Daher herrsche auch kaum Einigkeit über die Qualifikationen und Kompetenzen, welche das angehende Lehrpersonal einerseits mitbringen sollte und andererseits benötigt.
Die Nachfrage Erwachsener nach Weiterbildungsangeboten, das lässt sich aktuell beobachten, steigt, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer solcher Angebote bedürfen umfassender erwachsenenpädagogischer Unterstützung. »Trotz der hohen Bedeutung der Weiterbildung sind bislang keine systematischen Erkenntnisse über die Professionalisierungsrealität in der beruflichen Weiterbildung verfügbar«, so Regina Egetenmeyer. Diese Forschungslücke soll in dem jetzt gestarteten Forschungsprojekt geschlossen werden.
Der Professionalisierung Konturen geben
In den kommenden drei Jahren will das Wissenschaftler-Team deshalb den Bereich der Professionalisierung in der beruflichen Weiterbildung intensiv untersuchen. Zum Einsatz kommen dabei Literaturanalysen, Fallstudien, Interviews mit Experteninnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis, Gruppendiskussionen und eine Fragebogenerhebung. Dafür werden Regina Egetenmeyer und ihr Team auch mit den Institutionen der beruflichen Weiterbildung in Würzburg in Kontakt treten. Mit den so gewonnenen Informationen wollen sie die verschiedenen Berufsrollen und jeweiligen Anforderungen analysieren.
Ziel der Studie ist es, einen differenzierteren Überblick über die Tätigkeitsfelder der beruflichen Weiterbildung, ihre Berufsrollen und Professionalisierungsrealität zu erhalten. Darüber hinaus will die Studie einen Entwurf zu einem Professionalisierungskonzept leisten, der über den aktuellen Status quo hinausgeht.
Anschluss an Praxis und Lehre
Wichtig ist den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch der Transfer der Ergebnisse von der Theorie in die didaktische Praxis. Dafür sind eine Publikation und eine Informationsveranstaltung geplant; außerdem sollen die Erkenntnisse in die universitäre Lehre einfließen.
Hintergrund
Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms »Innovative Ansätze zukunftsorientierter beruflicher Weiterbildung« finanziert.
VERWEISE