Emotionale Erfahrungen von Schüler*innen verschlechtern sich im Laufe der Schulzeit
Studie bringt neue Erkenntnisse zum Zusammenhang von Gefühlsempfindungen und schulischem Erfolg bei Jugendlichen.
Im Laufe ihrer Schulzeit durchleben Schülerinnen und Schüler verschiedenste Emotionen. Dazu zählen positive Empfindungen wie Freude und Stolz, aber auch negative wie Langeweile oder Frust. Solch unterschiedliche Gefühlsempfindungen sind wichtig für die Entwicklung von Heranwachsenden. Wie verändern sie sich, wenn die Jungen und Mädchen älter werden?
Ein Forschungsteam um Professorin Michiko Sakaki und Professor Kou Murayama vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen hat nun analysiert, wie das Erleben dieser Emotionen und die schulischen Leistungen von Heranwachsenden in Mathematik miteinander in Verbindung stehen.
Ihre Erkenntnis: Mit zunehmendem Alter erleben die Schüler*innen immer weniger positive Emotionen, die negativen hingegen werden häufiger. Zudem zeigte sich, dass Jugendliche, bei denen diese Entwicklung nicht so stark ausgeprägt war, ihre schulischen Leistungen tendenziell verbesserten.
Konkret bedeutet dies, dass Schülerinnen und Schüler mit höheren Leistungen zu Beginn der Sekundarstufe, in der Klassenstufe fünf, stärkere positive und schwächere negative Emotionen erlebten im Vergleich zu Heranwachsenden mit niedrigeren Leistungen. Außerdem wiesen Schüler*innen mit mehr positiven und weniger negativen Emotionen zu Beginn der Sekundarstufe in den folgenden fünf Jahren einen größeren Leistungszuwachs auf.
Für die Studie analysierten die Wissenschaftler*innen Daten von 3.425 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen fünf bis neun an Haupt- und Realschulen sowie an Gymnasien in Bayern. Die Heranwachsenden wurden von 2002 bis 2006 jährlich zu ihren Emotionen in Bezug auf die Schule befragt.
»Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen die Bedeutung von Emotionen für das Lernen und legen nahe, dass es wichtig ist, positive Emotionen zu fördern und negative Emotionen zu vermeiden, um Kinder und Jugendliche in ihrer schulischen Laufbahn bestmöglich zu unterstützen«, erklärt Sakaki. Die Bildungsforscherin unterstreicht auch die Bedeutung des Interesses der Schülerinnen und Schüler am Lernen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Heranwachsende, die ein hohes Maß an Interesse aufrechterhalten, mit größerer Wahrscheinlichkeit positive Emotionen beibehalten und im Laufe der Zeit weniger wahrscheinlich negative Emotionen entwickeln. Ihre Schlussfolgerung: »Es ist wichtig, das Interesse der Kinder und Jugendlichen an Lerninhalten zu fördern, um ihr emotionales Wohlbefinden und ihre Leistungen zu unterstützen.«
Originalpublikation:
Sakaki, M., Murayama, K., Frenzel, A. C., Goetz, T., Marsh, H. W., Lichtenfeld, S., & Pekrun, R. (2023). Developmental trajectories of achievement emotions in mathematics during adolescence. Child Development. Advance Online Publication. https://doi.org/10.1111/cdev.13996
Wissenschaftlicher Ansprechpartner
Prof. Dr. Michiko Sakaki
Universität Tübingen
Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung
Telefon +49 7071 29-76122
michiko.sakaki@uni-tuebingen.de