Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Zeiten globaler Krisen: Neue Ansätze des FGZ
Das BMBF hat die Weiterförderung des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) beschlossen.
Dies betrifft die elf Standorte des FGZ, darunter den Hamburger Standort am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut. Dort wird in verschiedenen Projekten das Zusammenspiel von Medienwandel und gesellschaftlichen Veränderungen untersucht.
Empfehlung zur Weiterförderung und künftige Ausrichtung
Im Herbst 2024 wurde der Fortsetzungsantrag des FGZ durch ein vom BMBF eingesetztes wissenschaftliches Gremium geprüft. Das Gremium empfahl die Weiterförderung des Instituts, die bis 2029 erfolgen soll, vorausgesetzt, die Zwischenevaluation verläuft positiv.
Für die neue Förderperiode legt das FGZ seinen Fokus verstärkt auf die Wechselwirkungen von gesellschaftlichem Zusammenhalt und tiefgreifenden Transformationsprozessen. Dazu gehören Themen wie die Klimakrise, globale Vernetzungen, Kriege und Migration.
Das BMBF stellt dem FGZ bis zu zehn Millionen Euro jährlich zur Verfügung, um neue Erkenntnisse zu diesen Herausforderungen zu gewinnen.
Ausblick auf weitere Forschungsziele
Das FGZ hat sich für seine neue Forschungsphase klare Ziele gesetzt. Im Mittelpunkt steht der Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Zusammenhalt und den tiefgreifenden Transformationsprozessen, die unsere Gegenwart prägen.
Besonders relevante Themen wie die Klimakrise, transnationale Verflechtungen und Abgrenzungen, Krieg, Migration und die Herausforderungen der Demokratie bilden den Rahmen der Untersuchungen.
Das FGZ konzentriert sich dabei auf vier zentrale Themenfelder, um diesen Nexus zu beleuchten und konkrete Erkenntnisse für Politik und Gesellschaft zu gewinnen.
Politische Institutionen, Prozesse und gesellschaftlicher Zusammenhalt
Das erste Themenfeld widmet sich der Beziehung zwischen politischen Institutionen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im Fokus stehen hierbei die zunehmende politische Radikalisierung und Polarisierung, die die Legitimität demokratischer Strukturen gefährden könnten. Das FGZ untersucht, wie politische Institutionen diesen Herausforderungen begegnen können und welche Maßnahmen nötig sind, um die Legitimität und Stabilität demokratischer Prozesse zu sichern.
Wirtschaftliche Ungleichheiten und deren Einfluss auf den Zusammenhalt
Das zweite zentrale Forschungsfeld beschäftigt sich mit den Auswirkungen wirtschaftlicher und sozialer Ungleichheiten auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Insbesondere wird analysiert, inwiefern diese Ungleichheiten die Legitimität der Verteilungsmechanismen in Frage stellen und neue politische sowie kulturelle Konflikte hervorrufen. Zudem untersucht das FGZ, welche neuen Ansprüche auf Gleichheit entstehen und wie sie den gesellschaftlichen Diskurs beeinflussen.
Widerstandsfähigkeit öffentlicher Güter und Infrastrukturen
Im dritten Themenfeld stehen die Resilienz und Anpassungsfähigkeit öffentlicher Güter und Infrastrukturen angesichts globaler Herausforderungen im Mittelpunkt. Pandemie, Digitalisierung und die Klimakrise sind Beispiele für globale Krisen, die die Effizienz und Belastbarkeit kommunaler und regionaler Strukturen auf die Probe stellen. Das FGZ untersucht, wie diese Infrastrukturen weiterentwickelt werden können, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig zu stärken.
Kulturelle Praktiken und Symbole des Zusammenhalts
Abschließend widmet sich das vierte Themenfeld den kulturellen Aspekten und symbolischen Praktiken, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt prägen. Es geht darum, wie Erzählungen, Praktiken und Wissensbestände zur Inklusion oder Exklusion in der Gesellschaft beitragen. Diese kulturellen Phänomene sind von zentraler Bedeutung, um zu verstehen, wie Gemeinschaften gebildet und erhalten werden – oder wie sie zerfallen.
Weiterführung interdisziplinärer Forschung
Die Fortführung der BMBF-Förderung gilt als Vertrauensbeweis für die Arbeit des FGZ. Laut Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg, geschäftsführender Sprecher des FGZ, habe das Institut in den letzten vier Jahren eine interdisziplinäre Vernetzung von rund 200 Forschenden an elf Standorten erreicht. Dies führte zu bedeutenden Publikationen und Denkanstößen in der Zusammenhaltsforschung.
Zudem sei eine einzigartige Dateninfrastruktur entstanden, die künftig wichtige Erkenntnisse zur sozialen Kohäsion in Deutschland und Europa liefern könne. Weiterhin betont Groh-Samberg, dass innovative Formate der Wissenschaftskommunikation etabliert wurden, die den Dialog zwischen Zivilgesellschaft, Politik und Forschung fördern.
Hintergrund
Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt wurde 2020 als interdisziplinäres und dezentral organisiertes Institut vom BMBF eingerichtet. Es vereint die Expertise von etwa 200 Forschenden an elf Standorten in Deutschland.
Ziel ist es, die Grundlagenforschung zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts voranzutreiben und durch innovativen Wissenstransfer den öffentlichen Diskurs zu bereichern. In seiner ersten Förderphase hat das FGZ bereits eine einzigartige Dateninfrastruktur aufgebaut, aus der sich wichtige Erkenntnisse zur sozialen Kohäsion in Deutschland und Europa ziehen lassen.
Neben dem HBI in Hamburg gehören die Technische Universität Berlin, die Universitäten Bielefeld, Bremen, Frankfurt, Halle-Wittenberg, Hannover, Konstanz und Leipzig sowie das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen und das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena zu dem Verbund.
Das Gesamtinstitut wird sich in der zweiten Förderphase auf vier große Themenfelder fokussieren:
- Politische Institutionen und Prozesse: Analyse des Zusammenhangs zwischen politischen Institutionen und Prozessen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, mit besonderem Augenmerk auf die Herausforderungen durch politische Radikalisierung und Polarisierung.
- Wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten: Untersuchung der Auswirkungen von Ungleichheiten auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, insbesondere hinsichtlich der Legitimität der Status- und Verteilungsordnung sowie politischer und kultureller Konflikte.
- Öffentliche Güter und Infrastrukturen: Erforschung der Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit öffentlicher Güter und Infrastrukturen angesichts globaler Herausforderungen wie der Pandemie, Digitalisierung und Klimakrise.
- Kulturelle Aspekte und symbolische Praktiken: Analyse der Erzählungen, Praktiken und Wissensbestände, die zur Inklusion oder Exklusion innerhalb der Gesellschaft beitragen.
Kontakt
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut
Dr. Wiebke Schoon
Wissenschaftskommunikation
E-Mail: w.schoon@leibniz-hbi.de