Akademische Redefreiheit an deutschen Hochschulen

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Studie: Keine strukturelle Kultur des Cancelns in der Wissenschaft

Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) untersucht die akademische Meinungsfreiheit an deutschen Hochschulen und kommt zu überwiegend positiven Ergebnissen.

Die repräsentative Befragung zeigt, dass die Mehrheit der Befragten keine Einschränkungen ihrer Redefreiheit wahrnimmt. Gleichzeitig werden aber auch Unterschiede zwischen Statusgruppen, Fachbereichen und Geschlechtern deutlich.

Wissenschaft und Meinungsfreiheit: Ein Blick auf die Situation an deutschen Hochschulen

Im Oktober 2024 wurde die deutschlandweit erste repräsentative empirische Studie zur akademischen Redefreiheit veröffentlicht. Das DZHW hat die Studie in Kooperation mit der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS durchgeführt.

Die Studie reagiert auf die zunehmenden Debatten über vermeintliche Einschränkungen der Meinungsfreiheit an Hochschulen, die häufig durch den Vorwurf einer »Cancel Culture« angeheizt werden. Sie untersucht, inwieweit Professorinnen, Doktorandinnen und andere Wissenschaftler*innen in Deutschland in ihrer Forschung und Lehre wirklich frei sind.

Die Untersuchung basiert auf den anonymen Rückmeldungen von mehr als 9.000 Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Statusgruppen und Fachbereiche. Besonderes Augenmerk wurde auf sensible Themen wie geschlechtergerechte Sprache und politische Konflikte gelegt. Die Befragung sollte klären, ob es systematische Einschränkungen gibt oder ob die Wissenschaft ein Ort der freien Diskussion bleibt.

Ergebnisse der Studie: Redefreiheit weitgehend gewährleistet

Die Ergebnisse der Studie sind insgesamt positiv. Vier von fünf Befragten gaben an, sich in ihrer Meinungsfreiheit nicht eingeschränkt zu fühlen. Sie bestätigten, dass sie weder persönlich noch in ihrem akademischen Umfeld nennenswerte Behinderungen ihrer Meinungs- und Forschungsfreiheit erlebt haben. Die viel diskutierte »Cancel Culture« konnte somit als strukturelles Problem an deutschen Hochschulen nicht bestätigt werden.

Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse geschlechts- und fachspezifische Unterschiede. Insbesondere Frauen, nicht-binäre Personen sowie Angehörige der Geistes- und Sozialwissenschaften berichteten häufiger von persönlichen Einschränkungserfahrungen. Diese betreffen häufig den Umgang mit kontroversen Themen oder die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache.

Hochschulen als Orte des offenen Diskurses

Dr. Anna Hofmann von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS betonte in ihrem Statement, dass Hochschulen Orte des offenen und kontroversen Diskurses bleiben müssten. Die Ergebnisse der Studie zeigten ein grundsätzlich positives Bild der Wissenschaftsfreiheit in Deutschland, wiesen aber auch auf bestehende Herausforderungen hin. Vor allem die Wahrnehmung von Einschränkungen durch bestimmte Gruppen müsse ernst genommen werden, um die Freiräume des Denkens und Forschens auch in Zukunft zu sichern.

Methodik und Beteiligte
Die Studie wurde vom DZHW in Kooperation mit Wissenschaftlerinnen der Universitäten Berlin, München, Frankfurt, Bremen und Mannheim durchgeführt. Journalistinnen der Wochenzeitung DIE ZEIT unterstützten das Projekt. Die Studie will dazu beitragen, die emotional geführte Debatte um die Wissenschaftsfreiheit zu versachlichen und wissenschaftlich fundierte Antworten auf die drängenden Fragen in diesem Bereich zu geben.


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