Hochschulbarometer 2024: Belastung durch Fachkräftemangel, Cyberangriffe und Stimmungstief

HOCHSCHULBAROMETER 2

Herausforderungen für deutsche Hochschulen

Das Hochschul-Barometer 2024 beleuchtet die aktuelle Lage und Stimmung an deutschen Hochschulen.

Die Ergebnisse verdeutlichen die schwierige Situation in einigen zentralen Bereichen wie Personal, digitale Sicherheit, Wissenschaftsfreiheit und Wettbewerbsfähigkeit. Trotz vereinzelter positiver Entwicklungen dominieren Herausforderungen und Unsicherheiten den Ausblick.

Stimmung und Wettbewerbsfähigkeit auf Tiefstand

Die Stimmung unter den Hochschulleitungen erreicht mit einem Lageindex von 18,9 Punkten den niedrigsten Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2011. Hauptgründe sind die gesunkene Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit des Hochschulstandorts Deutschland und schwächere Kooperationsbeziehungen, sowohl national als auch international.

  • Nur noch 40,5 % der Hochschulen bewerten die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts als (eher) gut, ein deutlicher Rückgang gegenüber 76,9 % im Jahr 2020.
  • Besonders betroffen sind Universitäten ohne Exzellenzförderung, deren Stimmung sich um 20 Prozentpunkte verschlechtert hat.

Personal: Fachkräftemangel und unsichere Perspektiven

Die Besetzung offener Stellen bleibt eine zeitaufwändige Herausforderung. Im Durchschnitt benötigen die Hochschulen 12 Wochen, um offene Stellen in Wissenschaft und Verwaltung zu besetzen. Dabei fehlen oft langfristige Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler:innen:

  • 57,2 % der Hochschulleitungen sehen zu wenige Stellen für frühe Karrierephasen.
  • 66,1 % kritisieren die unzureichende materielle Unterstützung.
  • 48,7 % bewerten die Karriereperspektiven in der Wissenschaft als unsicher.

Darüber hinaus mangelt es an strategischen Personalstrukturkonzepten: Nur 31,4 Prozent der Hochschulen verfügen über ein solches Konzept, weitere 37,1 Prozent arbeiten daran. Gleichzeitig wird die Qualifizierung des Personals auch für Karrieren außerhalb der Wissenschaft immer wichtiger.

Digitale Sicherheit: Cyber-Angriffe als wachsendes Risiko

Die Gefahr von Cyberangriffen wird als hoch eingeschätzt, die Sicherheitsvorkehrungen sind aber oft noch unzureichend:

  • 53,1 % der Hochschulleitungen sehen in Cyberangriffen eine große Gefahr.
  • Nur 29,7 % der Hochschulen führen Sicherheitstrainings für das Personal durch, bei den Studierenden sind es sogar nur 9,5 %.
  • Notfallpläne sind nur an 53,4 % der Hochschulen zumindest teilweise vorhanden.

Zudem fehlen an vielen Hochschulen zentrale Verantwortlichkeiten für digitale Sicherheit. Statt auf Chief Information Officers (CIOs) setzen 76,5 Prozent auf IT-Abteilungen.

Wissenschaftsfreiheit: Positive Grundstimmung, aber externe Einflüsse

76,3 Prozent der Hochschulleitungen bewerten die Wissenschaftsfreiheit in Deutschland als (eher) gut. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Kommunikation und der Einflussnahme von Politik und Wirtschaft:

  • 63,6 % halten es für wahrscheinlich, dass Forschende in sozialen Medien angegriffen werden.
  • 45,6 % sehen die Einflussnahme durch Geldgeber aus der Wirtschaft kritisch.

Diese Entwicklungen verstärken die Unsicherheit in einem Bereich, der als zentrale Grundlage für unabhängige Forschung gilt.

Ausblick: Getrübte Zukunftsaussichten

Die Hochschulleitungen blicken skeptisch auf das kommende Jahr:

  • 49,6 % der Hochschulen erwarten eine negative Entwicklung bis 2025.
  • Als zentrale Risiken werden die unsichere Finanzsituation und der Rückgang der Studierendenzahlen gesehen.

Die Ergebnisse des Hochschul-Barometers verdeutlichen die Dringlichkeit, strukturelle Probleme zu lösen und die Rahmenbedingungen zu verbessern, um die Zukunftsfähigkeit der Hochschulen zu sichern.

Hintergrund
Das Hochschul-Barometer ist eine gemeinsamen Initiative vom Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung.


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