Teilzeit und Lohnverlust: Wie Schwerbehinderung Arbeitswege verändert
Schwerbehinderung beeinflusst Erwerbsverlauf erheblich
Eine aktuelle Studie des IAB zeigt, dass Betroffene fünf Jahre nach Eintritt einer Schwerbehinderung eine um 16 Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit haben, erwerbstätig zu sein, als vergleichbare Personen ohne Schwerbehinderung.
Viele Betroffene wechseln in Teilzeit oder weniger belastende Tätigkeiten, ein erheblicher Anteil scheidet ganz aus dem Arbeitsmarkt aus.
Höheres Risiko der Nichterwerbstätigkeit
Das Risiko, den Arbeitsmarkt zu verlassen, ist bei schwerbehinderten Menschen um 15 Prozentpunkte erhöht. Übergänge in Arbeitslosigkeit spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
Dies deute darauf hin, dass sich viele der nicht mehr erwerbstätigen Schwerbehinderten nicht arbeitslos melden, erklärt IAB-Forscherin Karolin Hiesinger. Dadurch fehle ihnen häufig der Zugang zu den Fördersystemen der Bundesagentur für Arbeit, betont sie.
Erwerbsbeteiligung und Einkommen sinken deutlich
Bereits ein Jahr nach Eintritt der Schwerbehinderung sinkt die Beschäftigungswahrscheinlichkeit um 10 Prozentpunkte, nach fünf Jahren um 16 Prozentpunkte.
Auch die Löhne sind betroffen: Menschen mit Schwerbehinderung verdienen nach fünf Jahren im Durchschnitt 7 Prozentpunkte weniger als Menschen ohne Schwerbehinderung. Dies hänge häufig mit einem Wechsel von Vollzeit- in Teilzeitbeschäftigung zusammen, so IAB-Forscherin Laura Pohlan.
Teilzeit und Jobwechsel nehmen zu
Die Wahrscheinlichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, steigt bei schwerbehinderten Menschen um 5 Prozentpunkte. Gleichzeitig wechseln Betroffene häufiger den Arbeitgeber und suchen nach Tätigkeiten, die weniger körperlich und psychisch belastend sind.
Trotz dieser Veränderungen zeigt die Studie, dass viele schwerbehinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt aktiv bleiben.
Flexibilität und Förderung entscheidend
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen flexibler zu gestalten, um schwerbehinderten Menschen eine erfolgreiche Wiedereingliederung zu ermöglichen.
Dazu gehören Anpassungen von Arbeitszeiten und Tätigkeiten ebenso wie gezielte Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen. Beratungsangebote können helfen, den Wechsel in neue Berufsfelder zu erleichtern, so Hiesinger abschließend.
Hintergrund
Die Untersuchung basiert auf administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit aus der Beschäftigungsstatistik der schwerbehinderten Menschen (BsbM). Die Daten wurden mit den Integerierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB verknüpft.
VERWEISE
- Zur Studie ...
- vgl.: »Chancengerechtigkeit durch Weiterbildung: Förderung von Beschäftigten mit Behinderung« ...