Weiterbilden mit KI

(Geschätzte Lesezeit: 4 - 7 Minuten)

Patrick BriggerEin Beitrag aus unserer »Standpunkte«-Reihe von Marc Peter Dauter.

Das Tech- und KI-Zeitalter hat die Arbeitswelt grundlegend verändert. Technische Fähigkeiten wie Coding und der kompetente Umgang mit KI sind entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben und relevante Karrieremöglichkeiten zu haben.

In diesem Gastbeitrag wird beleuchtet, wie sich Arbeitnehmer*innen sinnvoll im Tech- und KI-Zeitalter fortbilden können und welche Rolle Arbeitgeber sowie Personalverantwortliche dabei spielen.

Bedeutung technischer Fähigkeiten in der heutigen Tech- und KI-Ära

Digital-Skills wie Coding und der Umgang mit KI sind von großer Bedeutung, um für die Arbeitswelt der Zukunft gewappnet zu sein. Arbeitnehmer*innen mit diesen Fähigkeiten können innovative Lösungen entwickeln, datengetriebene Entscheidungen treffen und effizienter mit Technologie arbeiten. Sie sind in der Lage, den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten und sich den Herausforderungen der zunehmend technologiebasierten Arbeitswelt anzupassen. Nicht nur in Tech-Berufen wächst die Bedeutung von Tech- und KI-Skills. Auch in vielen anderen Disziplinen können Arbeitnehmende von einem technischen Verständnis profitieren und als Arbeitnehmer*innen gefragt bleiben:

1. Marketing:
Coding-Skills helfen, datengesteuerte Entscheidungen zu treffen, digitale Marketingkampagnen zu optimieren und Automatisierungstools einzusetzen.

2. Personalwesen:
Von Vorteil sind technische Fähigkeiten auch bei der Verarbeitung und Auswertung großer Datenmengen über, zum Beispiel, die Mitarbeiter*innenzufriedenheit, bei der Implementierung von HR-Technologien und der Entwicklung von HR-Analytics-Systemen.

3. Vertrieb:
Mit Tech-Kenntnissen können Mitarbeitende Datenanalysen für die Kundensegmentierung durchführen, Vertriebsprozesse automatisieren und KI-basierte Unterstützungstools einsetzen.

Daneben profitieren aber auch das Rechnungswesen beziehungsweise das Controlling, Mitarbeitende in der Beratung und natürlich auch die Geschäftsführung von technischen Fertigkeiten. Nun stellt sich die Frage, welche Kenntnisse in der sich schnell verändernden Tech-Landschaft am nützlichsten sind.

Das kleine Tech-Einmaleins: Diese Skills nützen Arbeitnehmenden am meisten

Bestimmte, fortgeschrittene Tech-Skills sind für unseren Arbeitsalltag beinahe so praktisch wie der Umgang mit gängigen Office-Anwendungen. Nicht alle sind in allen Bereichen gleich relevant. Wer sich Fähigkeiten aneignen möchte, die möglichst breit und allgemein einsetzbar sind, beginnt am besten bei diesen:

1. Programmiersprachen:
Grundlegende Kenntnisse in Programmiersprachen wie Ruby, Python, JavaScript oder SQL sind wertvolle Tech-Skills, die in vielen Arbeitsbereichen genutzt werden können. Hiermit können Prozesse automatisiert, Oberflächen individualisiert und sogar Software-Funktionalitäten adaptiert werden.

2. Datenanalyse und -visualisierung:
Verständnis für Datenanalyse und Datenvisualisierung mit Tools wie Excel, Tableau oder Power BI ermöglichen die effektive Nutzung von Daten in verschiedenen Funktionen. Zusätzlich können die Daten für andere Teams sinnvoll aufbereitet werden, sodass diese die Insights direkt weiterverwenden können.

3. KI-Technologien:
Kenntnisse im Umgang mit KI-Technologien wie maschinellem Lernen und Datenanalyse-Algorithmen können wertvolle Einblicke in verschiedene Themen und Daten liefern und zu intelligenten Entscheidungsfindungen beitragen. Dabei ist es wichtig, zu verstehen, wie die Technologien im Hintergrund funktionieren, um sie mit den richtigen Prompts zu füttern oder auch ihre Datenbasis zu erweitern.

Um diese und andere technische Fähigkeiten zu erlernen, können sich Arbeitnehmende nebenberuflich fortbilden. Dazu ist es wichtig zu wissen, welche Fortbildungen das ganz genau sind und wie sie finanziert werden können.

Fortbildungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer*innen ohne technischen Hintergrund

Arbeitnehmer*innen ohne technischen Hintergrund haben verschiedene Möglichkeiten, sich nebenberuflich im Tech-Bereich fortzubilden und ihre technischen Fähigkeiten im Bereich Coding und KI jobgerecht zu verbessern. Eine Option besteht darin, an spezialisierten Weiterbildungsprogrammen oder Coding-Bootcamps teilzunehmen, die auf die Bedürfnisse von Quereinsteiger*innen zugeschnitten sind. Diese Schulungsprogramme bieten intensive Schulungen in kurzer Zeit an und vermitteln grundlegende Kenntnisse in Coding und KI.

Neben der Option, die entsprechenden Angebote selbst zu finanzieren, gibt es häufig die Möglichkeit der Finanzierung über den Arbeitgebenden. Hierfür sollten sich Arbeitnehmende gemeinsam mit ihren Führungskräften abstimmen, Ziele und einen Zeitplan festlegen. Darüber hinaus übernimmt die Agentur für Arbeit in vielen Fällen die vollständigen Kosten eines Coding-Bootcamps. Dafür muss lediglich ein Bildungsgutschein ausgestellt werden.

Viele Anbieter für Weiterbildungen stellen inzwischen auch umfangreiche, kostenlose Weiterbildungskurse bereit, um Interessierten den Einstieg in das Thema Programmierung zu erleichtern und ihnen die Möglichkeit zu bieten, Coding auszuprobieren, bevor sie sich im Bootcamp einschreiben.

Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung von Online-Kursen oder Tutorials, um sich selbstständig grundlegende technische Fähigkeiten anzueignen. Auf Online-Lernplattformen gibt es spezielle Kurse, die für Einsteiger*innen ohne technischen Hintergrund konzipiert sind und schrittweise die Grundlagen von Coding und KI vermitteln. Diese Kurse werden oft von praktischen Projekten und Übungen begleitet, um das Gelernte in der Praxis anzuwenden.

Ein anderer Ansatz besteht darin, mit Kollegen*innen oder Experten*innen aus dem technischen Bereich zusammenzuarbeiten. Durch gemeinsame Projekte und den Wissenstransfer können praktische Erfahrungen gesammelt und technische Fähigkeiten verbessert werden. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es den Arbeitnehmer*innen, sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen.

Wie Personalverantwortliche unterstützen können

Um Mitarbeitende im Bereich Tech und Coding bei ihrer Weiterbildung zu unterstützen und den Einstieg zu erleichtern, können Personalverantwortliche verschiedene Maßnahmen ergreifen.

Zunächst sollten sie eine Bedarfsanalyse durchführen, um den aktuellen und zukünftigen Bedarf an Tech- und IT-Fähigkeiten im Unternehmen zu ermitteln. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die ausgewählten Upskilling-Angebote relevant und aktuell sind. Technologien und Trends in der Branche ändern sich schnell, daher sollten die Weiterbildungsmaßnahmen auf dem neuesten Stand sein, um den Mitarbeitenden wertvolle Fähigkeiten zu vermitteln, die sie in ihrer Arbeit einsetzen können.

Die praktische Anwendbarkeit der Weiterbildungsmaßnahmen ist ebenfalls entscheidend. Upskilling-Angebote sollten praxisorientiert sein und den Mitarbeitenden ermöglichen, ihr erlerntes Wissen direkt in ihrem beruflichen Umfeld anzuwenden. Case Studies, Projektarbeiten und praxisnahe Übungen können die Wirksamkeit der Weiterbildung erhöhen. So wird beispielsweise in Coding-Bootcamps und anderen interaktiven Seminaren großer Wert auf Praxisbezug und die direkte Wissensanwendung gelegt.

Personalverantwortliche sollten auch die Flexibilität und Zugänglichkeit der Upskilling-Angebote sicherstellen. Mitarbeitende haben unterschiedliche Lernpräferenzen und Zeitpläne. Daher sollten verschiedene Lernmodalitäten wie Online-Kurse, Schulungen vor Ort oder hybride Formate angeboten werden, um eine hohe Teilnahmerate, Komfort und letztlich eine hohe Effektivität des Weiterbildungsangebotes zu gewährleisten. Lunch-and-Learn-Sessions bieten eine tolle Mischung aus Weiterbildung und sozialer Komponente.

Niedrigschwellig und individuell: So klappt es mit der Tech-Weiterbildung

Um passende und niedrigschwellige Upskilling-Angebote anzubieten und die Mitarbeitenden zur Teilnahme zu motivieren, können Personalverantwortliche auch den individuellen Bedarf der Mitarbeitenden ermitteln. Dies kann durch Umfragen oder persönliche Gespräche erfolgen. Wenn die Mitarbeitenden aktiv in die Gestaltung der Upskilling-Angebote einbezogen werden, können sie ihre eigenen Erfahrungen und Bedürfnisse einbringen, was die Relevanz und Motivation erhöht.

Indem Arbeitnehmer*innen und Personalverantwortliche gemeinsam an der kontinuierlichen Fortbildung im Tech- und KI-Zeitalter arbeiten, können sie den Anforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt gerecht werden, die vielfältigen Möglichkeiten zur Weiterbildung gemeinsam erkunden und ihre Karrierechancen verbessern..


 

Marc Peter DauterQuelle: Autor

Marc Peter Dauter ist Geschäftsführer von Le Wagon Deutschland.

Als Berater und Teamleiter für Digitalisierung bei der Bundesagentur für Arbeit setzte er sich bereits mit dem Fachkräftemangel im IT-Bereich und den Herausforderungen des deutschen Arbeitsmarktes auseinander. Aus der Beobachterrolle wechselte er zunächst zu Ironhack und Anfang 2023 zu Le Wagon. Gemeinsam mit dem Le Wagon-Team setzt er sich für eine Reform des Weiterbildungmarktes und die Schließung der Fachkräftelücke ein. 

In unserer Reihe »Standpunkte« bieten wir von Zeit zu Zeit engagierten Akteuren aus den Bereichen Weiterbildung, Personalentwicklung und Wissensmanagement die Möglichkeit, sich mit einem aktuellen Thema an unsere Leser zu wenden. Unabhängig vom jeweiligen Inhalt weisen wir darauf hin, dass diese Artikel ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wiedergeben und nicht zwangsläufig mit der Auffassung der Redaktion in Einklang zu bringen sind.

 

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