Psychologiestudium im Ausland: Problematischer Wechsel in den deutschen Master
Psychologie gehört zu den beliebtesten Studienfächern in Deutschland
Aktuell finden erstmals flächendeckend Eignungstests vor dem Studienbeginn statt. Durch die Reform der akademischen Ausbildung als Psychotherapeut*in im Herbst 2020 gibt es auch neue Studienangebote.
Warum deshalb ein zulassungsfreies Psychologiestudium im Ausland auf dem Weg zur Psychotherapie zur Sackgasse werden kann, klärt eine neu überarbeitete Version einer Info-Broschüre des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.
Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Anzahl der Psychologiestudierenden in Deutschland mehr als verdoppelt. Im Wintersemester 2021/22 waren rund 105.000 Studierende in einem entsprechenden Studiengang eingeschrieben, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg oder Thüringen.
Doch die Nachfrage übersteigt das Angebot. Psychologie gehört weiterhin zu den wenigen Studienfächern, für die eine bundesweite Zulassungsbeschränkung gilt. Auf die verfügbaren 5.500 Studienplätze bewarben sich im Wintersemester 2021/22 laut der Stiftung für Hochschulzulassung rund 40.000 Studieninteressierte. Damit liegt das Verhältnis von Bewerber*innen zu Studienanfänger*innen mit 7,2 etwa doppelt so hoch wie etwa in der Medizin (3,8).
Viele Studieninteressierte nutzten in der Vergangenheit deshalb weniger zulassungsbeschränkte Angebote im europäischen Ausland, wie etwa in Österreich, den Niederlanden, England oder Belgien. Deshalb hat das CHE seinen Ratgeber »CHE kurz + kompakt: Psychotherapie studieren« nun in einer überarbeiten Ausgabe herausgebracht und um Antworten zum Thema Auslandsstudium ergänzt.
»Der Weg über einen Psychologie-Bachelor im Ausland ins deutsche Masterstudium zu wechseln, kann allerdings schnell zur Sackgasse werden«, warnt Cort-Denis Hachmeister. »Nach der Reform der Psychologiestudiengänge in Deutschland muss nun bei einem Wechsel sichergestellt sein, dass der ausländische Bachelorstudiengang genau zu den Anforderungen des Masterstudienganges bzw. der Approbationsordnung in Deutschland passt. Hier gibt es leider wegen der Neuheit der Studiengänge noch keine Präzedenzfälle, an denen man sich orientieren kann«, so der Psychologe und Experte für Hochschulzugang beim CHE. Die Entscheidung sei am Ende eine Einzelfallprüfung, die abhängig vom Hochschulstandort und jeweiligem Landesprüfungsamt ganz unterschiedlich ausfallen könne.
Auslöser ist das im Herbst 2020 eingeführte neue Psychotherapeutengesetz in Deutschland. Damit erhält man nun bereits nach einem entsprechend abgeschlossenen Studium die Approbation, also die Erlaubnis zur Behandlung. Die neue Approbationsordnung sieht vor, dass man zunächst einen sogenannten polyvalenten Bachelorstudiengang im Fach Psychologie an einer Universität studiert. Nur ein solcher Studiengang berechtigt qualifiziert zur Aufnahme eines zur Approbation führenden Masterstudiums – wobei die Anzahl der Plätze in diesen Studiengängen niedriger ist als die Zahl der Bachelorstudienplätze. »Damit ist der Zugang zum Masterstudium Klinische Psychologie und Psychotherapie das Nadelöhr, über den die Zahl der Psychotherapeut*innen in Deutschland geregelt wird«, so Hachmeister.
Einzelne Hochschulen, wie etwa die Universität Salzburg haben bereits angekündigt, ihr Studienangebot an die reformierten Studiengänge in Deutschland anzupassen, um eine Anschlussfähigkeit nach dem Bachelor herzustellen. Studienexperte Cort-Denis Hachmeister rät Psychologiestudierenden im Ausland deshalb, bereits vor dem Bachelor Kontakt mit möglichen Wunsch-Hochschulen für das Masterstudium in Deutschland aufzunehmen, um eventuell fehlende Studienleistungen bereits noch im Ausland zu absolvieren und diese anerkennen zu lassen.
»Angesichts der vielen Risiken bei der Anerkennung, sollten deutsche Psychologiestudierende im Ausland auch in Betracht ziehen, das komplette Studium bzw. die Qualifizierung zum Psychotherapeuten im Ausland zu absolvieren«, so Hachmeister. Zudem biete der neu eingeführte Studieneignungstest für Psychologie die Möglichkeit, die Chancen auf einen Bachelor-Studienplatz in Deutschland beim Auswahlverfahren zu verbessern. Die am 20. und 21. Mai 2023 durchgeführten Testtage sollen künftig einmal jährlich stattfinden und – ähnlich zu den bereits etablierten Medizinertests – fachspezifische Fähigkeiten sichtbar machen.