OECD: Neue Politikansätze sind nötig, damit alle von Globalisierung profitieren

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)
OECD5

Die Weltwirtschaft dürfte in den kommenden Monaten leicht an Fahrt gewinnen, es sind aber weitere Anstrengungen nötig, damit mehr Menschen von den Früchten von Wachstum und Globalisierung profitieren. Dies ist die wichtigste Botschaft aus dem aktuellen OECD-Wirtschaftsausblick, der heute in Paris veröffentlicht wurde.

»Nach fünf Jahren schwachen Wachstums sehen wir endlich Licht am Ende des Tunnels«, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts beim OECD-Forum und Ministerratstreffen in Paris. »Die konjunkturelle Belebung ist jedoch noch zu schwach, um eine spürbare Verbesserung der Lebensverhältnisse in allen OECD-Ländern zu gewährleisten. Umfassendere, nachhaltige und abgestimmte Maßnahmen sind erforderlich, um ein inklusives Produktivitätswachstum zu erreichen. Was wir brauchen ist eine regelbasierte Globalisierung, die für alle funktioniert und die Lebensqualität der Menschen ins Zentrum rückt«, so Gurría.

Gestiegenes Vertrauen von Unternehmer und Verbraucher, eine steigende Industrieproduktion, Beschäftigungsaufbau und eine Belebung des Handels tragen laut dem Bericht dazu bei, dass das globale Wirtschaftswachstum 2018 auf 3,6 Prozent gegenüber 3 Prozent in 2016 ansteigen wird.

Unter den fortgeschrittenen Volkswirtschaften wird sich der Aufschwung in den USA fortsetzen. Hier wird den Prognosen zufolge das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2017 um 2,1 Prozent und 2018 um 2,4 Prozent wachsen. Im Euroraum dürfte das Wachstum 2017 und 2018 stabil bei 1,8 Prozent liegen, in Japan bei 1,4 Prozent in 2017 und 1 Prozent in 2018. Für den OECD-Raum geht die Studie von einem konstanten BIP-Wachstum von 2,1 Prozent für 2017 und 2018 aus.

In China dürfte sich das BIP-Wachstum 2017 auf 6,6 Prozent und 2018 auf 6,4 Prozent abschwächen. Für Indien erwartet der Bericht dagegen eine Wachstumsbelebung auf 7,3 Prozent in diesem Jahr und 7,7 Prozent in 2018. In Brasilien dürfte die Wirtschaft 2017 wieder wachsen und das Wachstum bis 2018 auf 1,6 Prozent steigen.

Trotz der leichten Konjunkturbelebung bleiben die Wachstumsraten hintern der früheren Entwicklung zurück und fallen weiterhin zu schwach aus, um die geringe Wachstumsdynamik der letzten Jahre auszugleichen. Auch wenn einige Faktoren zu einer weiteren Wachstumsbelebung beitragen könnten, bleiben jedoch auch erheblich Risiken.

So könnte der gealterte Kapitalstock bei Unternehmen zu stärkeren Ersatzinvestitionen mit einem Übergang zu moderneren Technologien führen. Dies würde die Konjunkturentwicklung verbessern und investitionsintensive globale Wertschöpfungsketten stärken, mit positiven Effekten für die Binnennachfrage. Ein höherwertiger Kapitalstock würde sich auch positiv auf Produktivität und Potentialoutput auswirken.

Gleichzeitig warnt der Bericht vor anhaltenden politischen Unsicherheiten, den Risiken auf den Finanzmärkten und dem nach wie vor schwachen Lohnwachstum in vielen Ländern.

»Die Politik darf nicht länger abwarten«, sagte die OECD-Chefökonomin Catherine Mann. »Besser abgestimmte Fiskal- und Strukturpolitik sowie eine effektivere internationale Zusammenarbeit würde nicht nur die Lebensqualität der eigenen Bevölkerung verbessern. Die Spill-Over-Effekte solcher Maßnahmen könnten auch die Basis für umfassende und nachhaltige Verbesserung des Lebensstandards auf der ganzen Welt schafft«.

In einem Sonderkapitel zeigt der Bericht, dass die Vertiefung der Handelsbeziehungen zu höherer Produktivität und auch zu einer höheren Lebensqualität beigetragen haben. Allerdings sind in manchen Regionen vor allem im verarbeitenden Gewerbe Arbeitsplätze verlorengegangen. Durch die Konzentration von Industriearbeitsplätzen haben einzelne Regionen insgesamt an Wohlstand eingebüßt.

Dem Bericht zufolge kann nur ein integrierter Ansatz sicherstellen, dass die Globalisierung künftig allen Menschen zugutekommt. Dafür müssen Innovation und die Firmengründungen ebenso gefördert werden wie Wachstum und Chancengleichheit. Gleichzeitig bedarf es effektiverer und gezielterer Politiken, um Menschen und Regionen zu fördern, die in der Vergangenheit wenig von der wirtschaftlichen Entwicklung profitiert haben. Zudem müssen Ländern besser zusammenarbeiten, um die Lücken in der Regulierung der globalen Wirtschaft zu schließen.

 

 

IAB-Stellungnahme »Chancengleichheit und berufliche Bildung«
Stellungnahme des IAB zur Anhörung der Enquetekommission I »Chancengleichheit in der Bildung« des Landtags Nordrhein-Westfalen am 28.6.2024 Übergangssektor und Berufsorientierung im Fokus: IAB analysiert Bildungsungleichheiten Die Stellungnahme...
Startchancen-Programm: Bildungsprojekt für mehr Gerechtigkeit an Schulen
Bund fördert Schulen mit 20 Milliarden Euro Mit 20 Milliarden Euro über zehn Jahre investiert die Bundesregierung in das größte Bildungsprogramm der deutschen Geschichte. Das Startchancen-Programm zielt darauf ab, die Bildungschancen von Schüler*...
Starke Impulse für die Förderung von Vielfalt an deutschen Hochschulen
Chancengleichheit und Diversität im Fokus der deutschen Hochschulpolitik Im Zuge der Online-Konferenz vom 22.04.2024, die von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgerichtet...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Der US-Wahlkampf und die Bildung

    Die Präsidentschaftswahl in den USA steht kurz bevor. Am 5. November 2024 treten Kamala Harris für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner gegeneinander an. Wie kann man dieses wichtige Ereignis im Schulunterricht aufgreifen und welche Rolle...

  • Wirtschaftspolitisches Interesse junger Menschen: Wissensdefizit und Partizipationswünsche

    Jugendbefragung zeigt: Junge Menschen wollen Wirtschaft besser verstehen Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass das Interesse junger Menschen in Deutschland an Wirtschaftsthemen zwar groß ist, viele sich aber nicht ausreichend...

  • Sozialbericht 2024: Wachsende Vermögen und soziale Ungleichheit in Deutschland

    Ungleichheit und Armutsrisiko kaum verändert – trotz steigender Vermögen und Löhne In Deutschland sind die Vermögen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, aber die Verteilung ist nach wie vor sehr ungleich, insbesondere zwischen Ost- und...

  • Steigende Cybergefahr für Unternehmen

    Cyberangriffe: Herausforderungen und Maßnahmen in der DACH-Region Mit zunehmender Digitalisierung steigt auch die Gefahr von Cyberattacken auf Unternehmen. Eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt, dass fast jedes Unternehmen in der DACH-Region...

  • Zeit für Kulturaktivitäten in Deutschland gestiegen

    Menschen in Deutschland verbringen mehr als eine Stunde am Tag mit kulturellen Aktivitäten In Deutschland verbringen Personen ab 10 Jahren durchschnittlich 1 Stunde und 18 Minuten pro Tag mit kulturellen Aktivitäten. Dazu zählen nicht nur Besuche...

.