Erster deutscher Preis zu Open Educational Resources in Berlin verliehen
Sonderpreis der Deutschen UNESCO-Kommission geht an Online-Kurs »COER13«
Im Rahmen des OER-Festivals 2016 in Berlin wurde heute erstmalig der deutsche Preis zu Open Educational Resources (OER) in den Kategorien Schule, Hochschule, Weiterbildung, The Great Wide Open und Fusion verliehen. Die Deutsche UNESCO-Kommission zeichnete den Online-Kurs »COER13« (Online Course zu OER 2013) mit dem Sonderpreis »OER über OER« aus. Er erklärt, was Open Educational Resources sind, und wird laufend von den Erstellern und Nutzern des Kurses weiterentwickelt.
e-teaching.org, ein Angebot des Leibniz-Instituts für Wissensmedien, entwickelte den Kurs in Kooperation mit der Hochschule München, der Technischen Universität Graz, dem Learning Agency Network, der Universität Tübingen und dem Verein BIMS. Das OER-Festival fand vom 28. Februar bis 1. März 2016 in Berlin statt. Es wurde von der Transferstelle für OER, oncampus und der Bildungsagentur Jöran und Konsorten unter Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission ausgerichtet.
»Der Online-Kurs COER13 erklärt anschaulich, kurz und prägnant, was Open Educational Resources sind. Er ist ein großer Gewinn für OER-Neulinge und -Experten gleichermaßen. COER13 zeigt in beeindruckender Weise, dass das gemeinsame Gestalten und Weiterentwickeln von Bildungsmaterialien unter offenen Lizenzen ein Instrument der Qualitätssicherung ist. Alle Kursseiten, -Inhalte und -Werkzeuge stehen Bildungsakteuren und Interessierten zur freien Nutzung unter einer Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung. Mit der Verleihung des Sonderpreises 'OER über OER' zeichnen wir diese hochwertige Arbeit aus und hoffen auf viele Nachahmer in Deutschland und darüber hinaus«, sagt Minister a.D. Walter Hirche, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.
Weitere Träger des OER-Awards 2016 sind:
Kategorie Schule: ZUM-Wiki
Das ZUM-Wiki ist eine offene Plattform für Lehrinhalte und Lernprozesse. Es dient dem Austausch von Informationen, Erfahrungen und Ideen rund um Unterricht und Schule. Das Wiki richtet sich an Lehrkräfte aller Schularten und Länder im deutschsprachigen Raum. Nutzer können im Rahmen des Wikis über Konzepte, Methoden und Materialien diskutieren und auch streiten. Alle Informationen werden von den Nutzern aktualisiert. Das ZUM-Wiki ist ein Teil des Angebots der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet.
Kategorie Hochschule: Mathe für Nicht-Freaks
»Mathe für Nicht-Freaks« ist eine offene Lehrbuchreihe der Hochschulmathematik, die sich an Studienanfänger aller Fachrichtungen mit mathematischem Inhalt richtet. Sie erweitert das vorherrschende Schema Definition-Satz-Beweis, indem sie Platz für zusätzliche Erklärungen sowie Motivation schafft. Neben der formalen Definition wird auch die intuitive Idee hinter den mathematischen Begriffen vermittelt. Einer der Hauptautoren der Lehrbuchreihe ist Stephan Kulla. Träger des Projekts ist die Gesellschaft für freie Bildung.
Bildungsbereich Weiterbildung / Erwachsenenbildung: ichMOOC – Mein digitales ich
Der ichMOOC (Massive Open Online Course) wurde in Kooperation mit 35 Bildungsstätten im deutschsprachigen Raum 2015 durchgeführt. Der Online-Kurs zeigt, wie man seine Online-Identität selbst gestalten kann. 40 Lehrvideos zu den Themen der digitalen Selbstdarstellung stehen heute als offene Bildungsmaterialien zur Verfügung. Veranstalter des Kurses sind die Bremer Volkshochschule, die Hamburger Volkshochschule, die Fachhochschule Lübeck und oncampus.
Kategorie The Great Wide Open: Methodenset BarCamp-Schulung
BarCamps haben sich in den letzten Jahren zu einer partizipativen Alternative zur klassischen Tagung entwickelt. Das Veranstaltungsformat, das auf die Kompetenzen und das Engagement aller Teilnehmer setzt und Hierarchien auflöst, wird auch in der Jugendarbeit häufig verwendet. Das Methodenset BarCamp-Schulung bietet Nutzern Informationen zur Durchführung von BarCamps in unterschiedlichen Bereichen. Ein Austausch über geeignete Methoden und praktische Tipps findet im Rahmen der dazugehörigen Facebook-Seite statt. Das Projekt wird von der Agentur Mediale Pfade umgesetzt.
Kategorie Fusion: edutags
Auf edutags können Lehrkräfte und Lernende Lesezeichen zu allen Lernressourcen im Web unabhängig von Lizenzen speichern, ordnen, suchen und teilen. Die Plattform eignet sich als persönliches Werkzeug sowie zur gemeinsamen Nutzung in Gruppen. Um den Pool an Ressourcen zu erweitern, unterhält edutags auch Kooperationen mit OER-Produzenten. edutags ist ein Kooperationsprojekt des Deutschen Bildungsservers und der Universität Duisburg-Essen.
Sonderpreis OER für MINT: Unterrichten mit dem Raspberry Pi
Die Seite MEDIENISTIK.DE und die dort verfügbaren OER-Themenhefte »Unterrichten mit dem Raspberry Pi«, »Die lange Coding-Nacht am Georgs« sowie »Gaming mit dem Raspberry Pi« zeigen, wie man Kindern und Jugendlichen auf kreative Weise das Programmieren sowie den Umgang mit Elektronik beibringen kann. Das Projekt wird von Tobias Hübner umgesetzt. Der Preis wurde in Patenschaft mit der Siemens Stiftung vergeben.
Sonderpreis OER für Integration: Refugee Phrasebook
Refugeephrasebook.de ist eine mehrsprachige Sammlung von Vokabeln und Phrasen, um Flüchtlinge bei der Orientierung nach ihrer Ankunft in Deutschland zu unterstützen. Das Online-Buch enthält Vokabular in 28 Sprachen von Herkunftsländern der Geflüchteten und EU-Ländern. Die Inhalte sind unter einer Creative-Commons-Lizenz verfügbar und können kostenfrei für Hilfsprojekte verwendet werden. Das Projekt wird von der Berliner Gruppe »Refugee Phrasebook« umgesetzt. Der Preis wurde in Patenschaft mit oncampus verliehen.
Jury-Sonderpreis Große OER-Projekte: Serlo
Serlo bietet einfache Erklärungen, Kurse, Lernvideos, Übungen und Musterlösungen, mit denen Schüler nach ihrem eigenen Bedarf und in eigenem Tempo lernen können. Das Angebot ist kostenlos und werbefrei. Gemeinsam mit Engagierten auf der ganzen Welt bauen die Projektorganisatoren eine Wikipedia für's Lernen. Träger von Serlo ist die Gesellschaft für freie Bildung.
Jury-Sonderpreis Konsequentester OER-Förderer und -Wegbereiter: Bundeszentrale für politische Bildung
Die Bundeszentrale für politische Bildung nutzt seit langem Creative-Commons-Lizenzen für zahlreiche Projekte. Websites wie pb21.de oder werkstatt.bpb.de stehen seit 2009 unter offenen Lizenzen. Inzwischen sind auch Unterrichtsmaterialien und Bücher frei lizenziert. Die Bundeszentrale für politische Bildung ist damit einer der konsequentesten Förderer und Wegbereiter für die Verbreitung von Open Educational Resources.
Jury-Sonderpreis Leuchtturmprojekt: L3T
116 Autoren, über 80 Gutachter sowie viele weitere Personen haben das Lehrbuch für Lehren und Lernen mit Technologien gestaltet. Es ist für alle frei zugänglich. Im August 2013 wurde das Werk im Rahmen eines Buchsprints vollständig überarbeitet und ergänzt. Mit Hilfe von mehr als 250 Mitwirkenden ist es gelungen, 59 Kapitel als freie Bildungsressource zur Verfügung zu stellen. Die Bücher sind auch als Printversion erhältlich. Das Projekt wird von dem Verein BIMS umgesetzt.
Jury-Sonderpreis Politik: Saskia Esken
Saskia Esken ist Mitglied des Deutschen Bundestages und dort unter anderem im Ausschuss Digitale Agenda und im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung aktiv. Sie tritt seit Jahren für die Förderung von Open Educational Resources ein und ist eine Wegbereiterin für das Konzept auf politischer Ebene.
Hintergrund
Open Educational Resources sind Bildungsmaterialien jeglicher Art und in jedem Medium, die unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. Eine solche offene Lizenz ermöglicht den kostenlosen Zugang zu OER sowie die Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen. Dabei bestimmen die Urheber selbst, welche Nutzungsrechte sie einräumen und welche Rechte sie sich vorbehalten. OER sind eine Chance zur Förderung von Wissensgesellschaften und ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Bildungsqualität. Sie ermöglichen nicht nur den Zugang zu Wissen, Inhalte können auch leichter an spezifische Lernsituationen und Lernbedürfnisse angepasst werden. Die Qualität von Bildungsmaterialien verbessert sich, wenn sie kontinuierlich weiterentwickelt werden. Lernende können selbst an der Entwicklung und Weiterentwicklung von OER mitarbeiten und damit eine aktivere Rolle im Lernprozess übernehmen.
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