Digitale Kompetenz bei Jugendlichen: Wie Algorithmen und KI ihren Alltag prägen
Zwischen Faszination und Unwissen: Jugendliche und ihre Interaktion mit KI und Algorithmen
In ihrem Medienalltag begegnen Jugendliche Algorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI) an zahlreichen Stellen, sei es auf Instagram, TikTok oder mit ChatGPT.
Doch welche Kenntnisse besitzen sie diesbezüglich und wie nutzen sie KI-Tools?
Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu erhalten, hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) die deutschlandweit erste systematische Untersuchung zur Algorithmen- und KI-Kompetenz von Jugendlichen in Auftrag gegeben.
Die Studie »Algorithmen und Künstliche Intelligenz im Alltag von Jugendlichen« gibt einen umfassenden Einblick in die Nutzung, Wahrnehmung und Einstellung von Jugendlichen zu Algorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI).
Die von Ruth Wendt, Claudia Riesmeyer, Larissa Leonhard, Janina Hagner und Jessica Kühn durchgeführte Studie zielt darauf ab, systematische Erkenntnisse über den Einfluss dieser Technologien auf die Lebenswelt von Jugendlichen zu gewinnen.
Zur Methodik
Die Studie verfolgt einen multimethodischen Ansatz, der Gruppendiskussionen, Tagebuchaufzeichnungen und eine repräsentative Online-Befragung umfasst. Diese methodische Vielfalt ermöglicht es, sowohl qualitative als auch quantitative Daten zu erheben und ein umfassendes Bild der Thematik zu zeichnen.
Es wurden Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren zu ihrem Wissen, ihren Einstellungen und ihrem Umgang mit diesen Technologien befragt.
Verwendung und Wahrnehmung von Algorithmen
Gruppendiskussionen:
Jugendliche nehmen Algorithmen in ihrem Alltag bewusst wahr, insbesondere in sozialen Medien wie Instagram und TikTok.
Sie erkennen, dass Algorithmen Inhalte vorschlagen, die auf ihren Interessen basieren, wissen aber oft nicht genau, wie sie funktionieren. Diese Unwissenheit führt teilweise zu negativen Einstellungen. Gleichzeitig nutzen sie Algorithmen gezielt, um ihre Interessen zu verfolgen.
Tagebuchstudie:
Die Tagebuchstudie vertieft diese Erkenntnisse. Die Jugendlichen bewerten Algorithmen überwiegend positiv, da sie nützliche und interessante Inhalte anzeigen. Sie berichten aber auch von negativen Erfahrungen wie Langeweile und Suchtgefahr durch die Wiederholung ähnlicher Inhalte.
Die Jugendlichen entwickeln Strategien, um den Algorithmus zu steuern, zum Beispiel durch gezieltes Liken bestimmter Inhalte.
Online-Befragung:
Die repräsentative Befragung zeigt, dass Jugendliche ein hohes Bewusstsein für die Funktionsweise von Algorithmen haben und diese überwiegend positiv bewerten. Sie nutzen Algorithmen sowohl intuitiv als auch strategisch, um ihr Nutzungserlebnis zu optimieren.
Unterschiede zeigen sich vor allem zwischen verschiedenen Bildungsgruppen.
Nutzung und Wahrnehmung Künstlicher Intelligenz
Gruppendiskussionen:
KI-Anwendungen wie Sprachassistenten und Textgeneratoren sind den Jugendlichen bekannt und werden regelmäßig genutzt.
Sie haben eine vage Vorstellung von der Funktionsweise und den Potenzialen von KI, diskutieren aber auch kritisch über deren gesellschaftliche Auswirkungen.
Tagebuchstudie:
Die Tagebuchstudie ergänzt die Gruppendiskussionen und zeigt, dass KI-Anwendungen im Alltag der Jugendlichen präsent sind und vielfältig genutzt werden.
Die Jugendlichen schätzen den praktischen Nutzen dieser Technologien, haben aber auch Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Übernahme menschlicher Aufgaben durch Maschinen.
Online-Befragung:
Die Befragung bestätigt, dass KI-Anwendungen wie ChatGPT und Sprachassistenten häufig genutzt werden. Die Einstellung gegenüber KI ist ähnlich positiv wie gegenüber Algorithmen, es gibt aber auch Ängste und Unsicherheiten.
Unterschiede in der Nutzung und Bewertung von KI zeigen sich auch hier zwischen verschiedenen Bildungsgruppen.
Fazit und Handlungsempfehlungen
Die Studie verdeutlicht, dass Jugendliche Algorithmen und KI bewusst und vielfältig in ihrem Alltag nutzen. Trotz überwiegend positiver Einstellungen gibt es Wissenslücken und Unsicherheiten, die durch gezielte Bildungsangebote geschlossen werden sollten.
Die Autoren empfehlen, dass Sozialisationsinstanzen wie Eltern und Lehrkräfte eine aktivere Rolle bei der Vermittlung von Medienkompetenz übernehmen. Durch eine kritische Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken dieser Technologien können Jugendliche besser auf die digitalen Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden.