Unzufriedenheit mit der Demokratie: Die Rolle von Bildung und politischer Teilhabe

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)
IH Studie »Demokratie und Bildung 2024«

Die Studie »Demokratie und Bildung 2024« der IU Internationale Hochschule untersucht die Zufriedenheit der deutschen Bevölkerung mit der Demokratie und beleuchtet die Rolle der Bildung in diesem Zusammenhang.

Die Erhebung, die vom 17. bis 29. Mai 2024 unter 1.213 Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren durchgeführt wurde, liefert aufschlussreiche Erkenntnisse über die Einstellungen der Bürger*innen zur Demokratie und deren Herausforderungen.

Unzufriedenheit mit der Demokratie: Ein differenziertes Bild

Die Studie zeigt, dass 48,5 Prozent der Befragten mit der Demokratie in Deutschland unzufrieden sind. Dieser Wert zeigt eine deutliche Skepsis gegenüber dem gegenwärtigen politischen System.

Interessanterweise zeigt sich in der Generation Z (16 bis 25 Jahre) ein anderes Bild: Hier sind 54,6 Prozent sehr oder eher zufrieden mit der Demokratie. Diese höhere Zufriedenheit bei jungen Menschen könnte auf eine generationsspezifische Perspektive zurückzuführen sein, die möglicherweise stärker auf die Potenziale und Chancen der Demokratie fokussiert.

Die Bedeutung der Demokratie: Eine geteilte Überzeugung

Trotz der geäußerten Unzufriedenheit bleibt der Erhalt der Demokratie für die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung von zentraler Bedeutung. 92,5 Prozent der Befragten halten die Demokratie für sehr oder eher wichtig.

Diese Meinung zieht sich durch alle Altersgruppen und zeigt, dass die demokratischen Grundprinzipien tief in der deutschen Gesellschaft verwurzelt sind. Die hohe Zustimmung unterstreicht, dass die Demokratie trotz Kritik und Herausforderungen nach wie vor als unverzichtbares Fundament des politischen Systems angesehen wird.

Politische Partizipation: Hohe Wahlbeteiligung, geringes aktives Engagement

Ein differenziertes Bild ergibt sich bei der Betrachtung der politischen Partizipation. Während 75,1 Prozent der Befragten angeben, regelmäßig wählen zu gehen, ist das aktive politische Engagement deutlich geringer ausgeprägt.

Lediglich 6,1 Prozent nehmen an Demonstrationen teil und nur 11 Prozent engagieren sich aktiv in politischen Entscheidungsprozessen wie Bürgerinitiativen. Diese Zahlen zeigen eine deutliche Diskrepanz zwischen passiver und aktiver politischer Partizipation, die auf eine mögliche Schwäche des demokratischen Systems hinweisen könnte.

Herausforderungen für die Demokratie: Vertrauen und soziale Ungleichheit

Die Studie identifiziert mehrere zentrale Herausforderungen für die Demokratie in Deutschland. Am häufigsten wird der Vertrauensverlust in die Politik genannt, den 83,5 Prozent der Befragten als problematisch ansehen.

Darüber hinaus werden lange Entscheidungswege (80,9 Prozent) und zunehmende soziale Ungleichheit (79,0 Prozent) als große Gefahren für das politische System gesehen. Diese Herausforderungen deuten auf strukturelle Probleme hin, die das Vertrauen in die Demokratie untergraben könnten, wenn sie nicht angegangen werden.

Vorteile der Demokratie: Menschenrechte und Partizipation im Fokus

Trotz der genannten Herausforderungen sehen die Befragten wesentliche Vorteile in der Demokratie. Insbesondere die Förderung der Menschenrechte (87,0 Prozent), die Möglichkeit zur Mitbestimmung (85,7%) und die Gewährleistung von Meinungs- und Pressefreiheit (85,1 Prozent) werden als grundlegende Stärken eines demokratischen Systems hervorgehoben.

Diese Werte spiegeln die tief verwurzelten Überzeugungen der Menschen in Deutschland und die Wertschätzung demokratischer Freiheiten wider.

Bildung als Schlüssel für Demokratie

Bildung wird als zentrales Element für das Verständnis und die Unterstützung der Demokratie angesehen. 83,6 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Bildung dabei hilft, informierte Wahlentscheidungen zu treffen.

Allerdings glauben 66,6 Prozent, dass Bildung allein keine Garantie für eine funktionierende Demokratie ist. Vor allem die jüngeren Generationen, insbesondere die Generation Z, sehen Bildungseinrichtungen und Medien als Hauptverantwortliche für die Vermittlung demokratischer Werte.

Dies unterstreicht die Bedeutung eines umfassenden Bildungsansatzes, der nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch praktische Erfahrungen ermöglicht, um demokratische Teilhabe zu fördern.

Bildung ist eine Basis. Aber keine Garantie. (c) Internationale Hochschule IH

Künstliche Intelligenz in der politischen Bildung: Chancen und Risiken

Ein weiterer Aspekt der Studie ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der politischen Bildung. Vor allem jüngere Generationen, insbesondere die Generationen Z und Y, nutzen KI-Technologien wie ChatGPT häufiger als ältere Generationen, um sich politisch zu informieren.

Gleichzeitig herrscht jedoch eine weit verbreitete Skepsis gegenüber KI: 72,9 Prozent der Befragten befürchten, dass KI zur Manipulation von Informationen und zur Verbreitung von Fake News missbraucht werden könnte.

Darüber hinaus sehen 66,4 Prozent der Befragten die Gefahr, dass durch den Einsatz von KI-Technologien Ungleichheit und Diskriminierung durch fehlerhafte Programmierung verstärkt werden.

Fazit der Studie: Bildung und Reformen für eine stabile Demokratie

Die Studie zeigt, dass Bildung eine zentrale Rolle bei der Stärkung und dem Erhalt der Demokratie spielt. Sie betont aber auch, dass Bildung allein nicht ausreicht, um eine funktionierende Demokratie zu gewährleisten.

Die Ergebnisse der Studie sollen als Impuls dienen, das Vertrauen in die Demokratie durch gezielte Bildungsmaßnahmen und politische Reformen zu stärken. Die aktive Beteiligung der Bürger*innen muss gefördert werden, um die langfristige Stabilität des politischen Systems zu gewährleisten.

Die Bewältigung der identifizierten Herausforderungen ist entscheidend, um demokratische Werte in der Gesellschaft zu verankern und das politische System zukunftsfähig zu machen.


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