Wirtschaftspolitisches Interesse junger Menschen: Wissensdefizit und Partizipationswünsche

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Jugendliche zeichnen eine Verlaufskurve (Symbolbild)

Jugendbefragung zeigt: Junge Menschen wollen Wirtschaft besser verstehen

Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass das Interesse junger Menschen in Deutschland an Wirtschaftsthemen zwar groß ist, viele sich aber nicht ausreichend informiert fühlen, um Wirtschaftsnachrichten zu verstehen.

Laut der repräsentativen Umfrage, die zwischen Februar und März 2024 durchgeführt wurde, interessiert sich mehr als die Hälfte der 14- bis 25-Jährigen (54 Prozent) für Wirtschaftsthemen, wobei Männer häufiger Interesse zeigen als Frauen (63 Prozent zu 44 Prozent). Auch das Bildungsniveau spielt eine Rolle: Personen mit höherem Bildungsabschluss sind tendenziell stärker interessiert.

Mehr wirtschaftliche Inhalte in der Schule gewünscht

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass sich 78 Prozent der Befragten mehr Wirtschaftsunterricht in der Schule wünschen.

Viele empfinden aktuelle Wirtschaftsnachrichten als zu komplex und rund die Hälfte gibt an, nicht genug über wirtschaftliche Themen zu wissen, um diese Nachrichten richtig zu verstehen. Diese Wissenslücke führt dazu, dass sich junge Menschen bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen oft nicht ausreichend berücksichtigt fühlen.

Interesse junger Menschen an Wirtschaftsthemen (nach Bildungsniveau)


Berufliche Entwicklung und Work-Life-Balance im Fokus

Besonders interessieren sich junge Menschen für Themen wie berufliche Weiterentwicklung (81 Prozent), Rente (79 Prozent) und Chancengleichheit in Bildung und Beruf (78 Prozent). Weitere wichtige Themen sind die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit (77 Prozent) sowie der Gender Pay Gap (69 Prozent).

Auffällig ist, dass Themen wie Work-Life-Balance vor allem für Menschen mit höherem Bildungsabschluss wichtig sind, während der Gender Pay Gap vor allem Frauen interessiert.

Politische Beteiligung gefordert

Rund 64 Prozent der Befragten berücksichtigen bei ihrer Wahlentscheidung die wirtschaftspolitischen Positionen der Parteien. Gleichzeitig fühlen sich 63 Prozent der Jugendlichen bei wirtschaftlichen Entscheidungen nicht ausreichend politisch vertreten. Besonders Frauen und Menschen mit höherem Bildungsniveau fühlen sich ausgeschlossen.

Expert*innen der Bertelsmann Stiftung wie Tobias Bürger, einer der Studienautoren, betonen die Notwendigkeit, Jugendliche stärker in wirtschaftspolitische Entscheidungen einzubeziehen und ihr Wissen in diesem Bereich zu fördern.

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Jugendliche ein großes Interesse an wirtschaftlichen Themen haben, ihnen aber häufig das Wissen fehlt, um diese zu verstehen und aktiv mitzugestalten. Wirtschaftspolitische Bildung und die Einbindung junger Menschen in politische Entscheidungen sind entscheidende Faktoren, um die wirtschaftliche Zukunft nachhaltig zu gestalten.

Methodik
Die Daten stammen aus einer repräsentativen Online-Umfrage. Dafür wurden zwischen dem 23. Februar und dem 24. März 2024 insgesamt 1.729 Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren befragt. Ergänzend zur Online-Befragung fanden persönliche Interviews mit Personen aus schwieriger zu erreichenden Gruppen statt, um die definierten Quoten für Alter, Geschlecht, Schulbesuch/-abschluss, Bundesländer und Wohnort zu erfüllen.


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