Bildungseinrichtungen im Spagat zwischen Präsenz- und Onlineunterricht

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Weiterbildung Hessen 2

Mit der andauernden Pandemie und der Verlagerung vieler Abläufe ins Digitale sind Online-Weiterbildungen für Beschäftigte inzwischen oft das Format der Wahl. Dabei gewährt die hessische Landesregierung Bildungseinrichtungen auch im Lockdown einen großen Spielraum.

Christian Spahn, Geschäftsführer bei Weiterbildung Hessen e.V., erklärt dazu: »Hessische Fortbildungseinrichtungen sind in der komfortablen Lage, dass Präsenzunterricht nach wie vor unter Einhaltung bestimmter Vorgaben gestattet ist. Gleichzeitig gilt es, im Sinne des Arbeitsschutzes, Kontakte weitestgehend zu reduzieren. Wir wissen um den Zielkonflikt, in dem sich Leitungskräfte in Bildungsstätten seit Pandemiebeginn befinden. Dennoch empfehlen wir nach wie vor, wo es möglich ist, Bildungsangebote ins Digitale zu transferieren.«

Denn hinzu kommt: Seit kurzem gilt die neue Corona-Arbeitsschutzverordnung des Bundesarbeitsministeriums. Darin werden Arbeitgeber unter anderem dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten Homeoffice anzubieten, wo immer es die betrieblichen Gegebenheiten zulassen. Das wird bei betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen, mindestens bei Bürotätigkeiten, den Trend zum Onlinelernen nochmals verstärken.

Eine im Herbst letzten Jahres von Weiterbildung Hessen e.V. durchgeführte Mitgliederbefragung zeigte, dass rund 70 % der Einrichtungen aufgrund der Pandemie neue, digitale Lernformate entwickelt haben. Dabei setzen Sie vor allem auf Webinare, also zeitlich festgelegte Online-Lerneinheiten, oder Blended-Learning, den Mix aus Online- und Präsenzunterricht.

Das notwendige Fachwissen zur Konzeption solcher Angebote müssen sich vor allem kleinere Veranstalter per Learning-by-doing selbst aneignen. Welche Anstrengung dies bedeutet, belegt eine Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE) unter Bildungseinrichtungen, die kürzlich erschien. Für 82 % der befragten Einrichtungen war die Durchführung von Onlineangeboten im ersten Lockdown mit erheblichem personellem und organisatorischem Aufwand verbunden.

Claudia Musekamp, Geschäftsführerin der E-Learning-Agentur Infoport GmbH und Spezialistin für Digitale Bildung, findet dafür klare Worte: »Es ist nicht einfach damit getan, eine Powerpointpräsentation über ein Konferenztool abzuspielen. Teilnehmende in Onlinekursen benötigen Interaktion und Abwechslung, das hat mit dem Medium zu tun. Wir wissen inzwischen alle aus eigener Erfahrung, wie anstrengend die Teilnahme an Onlinekonferenzen nach einiger Zeit sein kann.« Wie man Lernformate wie Videos oder beispielsweise ein Quiz einsetzt und das Ganze in ein Blended-Learning-Format einpasst, vermittelt Claudia Musekamp in Onlinetrainings, auch für Weiterbildung Hessen e.V.

Steht das neue Kursformat fest, sind die passenden Marketingmethoden zu finden, um sich gegen Mitbewerber abzuheben. Und am Ende steht, wie bei klassischen Trainings auch, die Evaluation. Auch hier lohnt es sich für Bildungsanbieter zu eruieren, welche Anpassungen bei Online- und Blended-Formaten nötig sind, damit das neue Kurskonzept eine runde Sache wird.

Webinare für die digitale Bildungsarbeit gibt es auf www.weiterbildunghessen.de.
Mit dem www.bildungsportal-hessen.de unterstützt der Verein hessische Anbieter bei der Vermarktung ihrer Kursangebote.


Über den Verein
Weiterbildung Hessen e.V. wurde 2003 auf Initiative von 50 hessischen Weiterbildungseinrichtungen mit Unterstützung des Hessischen Wirtschaftsministeriums (HMWEVW) gegründet. Mit seinen Gütesiegeln fördert der Verein eine hohe Qualität und Transparenz in der hessischen Bildungslandschaft. Er ist im Auftrag des Ministeriums für mehrere Projekte verantwortlich, unter anderem für »ProAbschluss« und die Hessische Weiterbildungsdatenbank. Heute gehören dem Verband über 300 Mitglieder an.

 

  LINKS  

 

Jedes zweite Unternehmen bietet KI-Weiterbildung an - Engagement aber noch begrenzt
Hoher Weiterbildungsbedarf, aber geringe Umsetzung Die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigen, dass viele Unternehmen in Deutschland den Weiterbildungsbedarf ihrer Mitarbeiter im Bereich Künstliche Intelligenz (...
Betriebliche Weiterbildung aus der Sicht von Unternehmen und Beschäftigten
Zusammenhang zwischen Arbeitsqualität und wirtschaftlichem Erfolg Die Forschungsstudie »Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg« untersucht den Einfluss der Arbeitsqualität von Beschäftigten auf den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen....
Weiterbildungsmentoring: Schlüssel zur Stärkung der Weiterbildungskultur
Qualifizierung von Weiterbildungsmentorinnen und –mentoren Mehr als 460 Weiterbildungsmentor*innen engagieren sich bundesweit in rund 170 Unternehmen und Verwaltungen. Sie unterstützen insbesondere Geringqualifizierte und Menschen mit negativen...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • »Mein Bildungsraum« in der Kritik

    Kurzbesprechung des Artikels »Digitalisierung: Großprojekt des Bundes "Mein Bildungsraum" in der Kritik« von Dorothee Wiegand Der Artikel von Dorothee Wiegand (veröffentlicht auf heise.de) bietet einen umfassenden Überblick zum BMBF-Projekt »Mein...

  • Informatikunterricht in Deutschland: Große Fortschritte, aber noch viel zu tun

    Informatik-Monitor 2024/25: Fortschritte und Herausforderungen  Im Schuljahr 2024/25 werden fast drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler Informatik als Pflichtfach belegen. Das geht aus dem aktuellen Informatik-Monitor 2024/25 hervor, den die...

  • Bildungsplattform »Mein NOW«: Potenzial ungenutzt

    Portal »mein NOW«: Kritik an Usability und Zielgruppenansprache Die Bildungsjournalistin Gudrun Porath hat in einer Kolumne auf Haufe.de das Online-Portal »mein NOW« kritisch beleuchtet und kommt zu dem Schluss, dass die Weiterbildungsplattform »hinter den...

  • Anhörung zum AFBG: Experten für die Förderung beruflicher Weiterbildung

    Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG), der insbesondere der Stärkung der beruflichen Weiterbildung und Fachkräftesicherung dienen soll, ist bei einer öffentlichen...

  • Fünf Wege zu mehr Flexibilität: Empfehlungen für die nachschulische Bildung

    Übergänge in Ausbildung und Studium - Wie die Politik in Zeiten des Fachkräftemangels nachschulische Bildung gestalten muss Expert*innen plädieren für mehr Flexibilität in der nachschulischen Bildung Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einer großen...

 

 

.