Neurowissenschaftliche Erkenntnisse für Schulen besser nutzen

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Hertie Stiftung 2

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung hat den aktuellen Stand neurowissenschaftlicher Erkenntnisse mit Blick auf verschiedene Themen aus Schule und Bildung zusammengetragen. In der Online-Publikation »GAP: Gehirn-Anwendung-Praxis« werden vier Schwerpunktthemen aus neurowissenschaftlicher Sicht fundiert beleuchtet: Nutzung digitaler Medien, Prävention und Früherkennung von Lernstörungen, Besonderheiten des »pubertierenden Gehirns« sowie die Auswirkungen von Schlaf und Tagträumen auf die Gedächtnisleistung.

Mithilfe von »GAP« möchte die Hertie-Stiftung dazu beitragen, neurowissenschaftliche Erkenntnisse noch besser für den praktischen Einsatz an Schulen nutzbar zu machen.

»In vielen gesellschaftlich wichtigen Bereichen fehlen weitgehend praxisrelevante Ergebnisse der Hirnforschung«, sagt Dr. Emanuela Bernsmann, Projektleiterin bei der Hertie-Stiftung. In besonderem Maße könnten demnach Schulen von neurowissenschaftlicher Forschung profitieren. So lägen beispielsweise in der Neuropädagogik viele Ergebnisse zur Lokalisation von Funktionen wie Lesen und Rechnen vor, aber für die Verbesserung des Schulunterrichts lieferten sie bislang keine konkreten Erkenntnisse. Aus diesem Grund hat die Hertie-Stiftung mit einem Team von Neurowissenschaftlern und Pädagogen den aktuellen Stand der Forschung zusammengetragen und verständlich dargestellt.

Computerspiele: In Maßen förderlich

Ausgewählte Erkenntnisse in Hinblick auf die Nutzung digitaler Medien:

  • Lern-DVDs für Babys und Kleinkinder wirken sich negativ auf die geistigen Fähigkeiten der Kleinen aus.
    Kindergartenkinder, die noch nicht lesen und schreiben können, prägen sich Buchstaben und kurze Wörter besser ein, wenn sie diese ganz klassisch mit einem Stift auf Papier in spielerischen Schreiblernübungen von Hand malen, statt sie per Tastatur und Computer zu reproduzieren.
  • Die Nutzung von Computerspielen (»Daddeln«) steigert die Fähigkeit, sich auf Relevantes zu fokussieren und störende Reize auszublenden.
  • Mediales Multitasking – also etwa Chatten bei gleichzeitiger Berieselung durch Musikvideos – schadet der Aufmerksamkeit.
  • Eine Stunde Computerspiel pro Woche hat einen positiven Effekt auf die visomotorischen Fähigkeiten von Schulkindern. Häufigeres Spielen kann jedoch negative Auswirkungen haben.

Pubertät: Stärkerer Fokus auf Emotionsverarbeitung

Auch Erkenntnisse über das »pubertierende Gehirn« könnten in Zukunft noch besser genutzt werden. Während der Pubertät durchlaufen die Gehirne von Jugendlichen eine Phase, in der sich Umwelteinflüsse in besonderer Weise prägend auswirken. Die ständige Suche nach neuen Erfahrungen und Belohnungsanreizen lasse sich durch geschickte Didaktik für Unterricht und Lernverhalten nutzen. Außerdem »wäre es wünschenswert, wenn sich der Unterricht in der Pubertät gerade auch den Bereichen der Emotionsverarbeitung und Impulskontrolle sowie der Selbstwahrnehmung widmen würde, um diesen wichtigen Entwicklungsprozess zu unterstützen«, heißt es in der Publikation.

Tagträumen: Bewusstes Abschweifen als kreative Technik

Wenn Jugendliche in der Schule tagträumen, wird dies häufig negativ bewertet. Beim mentalen Abschweifen verliert das Gehirn einen Teil der Kontrolle, wodurch leichter Fehler passieren können. Im Gegensatz dazu ist spontanes, kreatives Denken aber nur möglich, wenn das Gehirn von äußeren Reizen abgeschirmt ist. Daher sollten einerseits Strategien entwickelt werden, um Tagträume während des Unterrichts zu vermeiden. Andererseits könnten Techniken erlernt werden, mit deren Hilfe den eigenen Gedanken bewusst freien Lauf gelassen wird, um sich bei Bedarf auch gezielt wieder zu sammeln.

Hintergrund
Alle Forschungsergebnisse zum Thema Schule samt weiterführender Literaturempfehlungen können als PDF-Datei heruntergeladen werden. Weitere Informationen rund um das Gehirn finden interessierte Laien auch auf www.dasGehirn.info. Das erste interaktive Online-Portal zum menschlichen Gehirn bereitet das gebündelte Wissen über das Gehirn für die breite Öffentlichkeit auf und bildet gleichzeitig die aktuelle neurowissenschaftliche Forschung ab.

 

 

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