Forschungsgruppe CORE untersucht die kritische Nutzung digitaler Medien von Studierenden
Forschungsgruppe »Kritisches Denken in Online-Lernumgebungen in der Hochschulbildung (CORE)« erforscht Lernverhalten und Informationslandschaft von Studierenden der Medizin, Physik, Wirtschaft- und Sozialwissenschaften
Studierende nutzen zunehmend Informationen aus dem Internet, um für ihr Studium zu lernen. Laut aktuellen Erhebungen nennen sie das Internet sogar als ihre Hauptquelle bei der Suche nach Lernmaterial. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass sich die Studierenden bei ihren Recherchen im Netz häufig auf unpassende, nicht relevante und wissenschaftlich nicht abgesicherte Quellen verlassen. Wie das selbstgesteuerte Lernen im Internet und die Auswahl und Verarbeitung der Informationen genau erfolgt, ist jedoch bislang wenig bekannt.
Damit befasst sich nun die neue Forschungsgruppe »Kritisches Denken in Online-Lernumgebungen in der Hochschulbildung (CORE)«, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingerichtet wird.
»Wir werden den kritischen Umgang mit digitalen Medien und Informationen bei Studierenden in den vier Studiendomänen an drei Standorten bundesweit untersuchen. Die Forschungsgruppe ist stark international ausgerichtet und mit 16 beteiligten Fachrichtungen ausgesprochen multidisziplinär aufgestellt«, sagt die Sprecherin der neuen Forschungsgruppe, Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU).
Außerdem sind die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) maßgeblich beteiligt. Zu den internationalen Projektpartnern zählen unter anderem auch die US-amerikanischen Universitäten Stanford und Harvard. Die DFG fördert das Projektvorhaben in den kommenden vier Jahren mit über 5 Millionen Euro.
Internet wird teilweise als einzige Informationsquelle verwendet
Studien zeigen, dass sich das Lernverhalten der Studierenden nicht erst seit der Corona-Pandemie – mit der Umstellung von Präsenzveranstaltungen auf Online-Lehre – gewandelt hat. Bereits zuvor hatten beispielsweise 95 Prozent der Studierenden in den Wirtschaftswissenschaften Suchmaschinen genutzt, um sich zu informieren.
»Studierende nutzen das Internet nicht nur als Informationsquelle, sondern auch als Lernumgebung, teilweise sogar ausschließlich«, beschreibt Olga Zlatkin-Troitschanskaia die Ausgangslage. »In unserem Projektvorhaben werden wir erfassen, welche digitalen Quellen und Inhalte sich die Studierenden genau anschauen und wie sie dies für ihr Studium verwenden.« Dazu steht den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine aufwendige digitale Assessment-Plattform zur Verfügung.
Beispielsweise werden den Studierenden typische Aufgaben gestellt, wie sie in ihrem Studienfach vorkommen, etwa eine Präsentation zu einem bestimmten Thema zu erstellen. Ihre Recherche erfolgt auf virtuellen Rechnern, über die das Vorgehen der Studierenden bei der Lösung der Aufgabe auch über längere Zeiträume aufgezeichnet und anschließend analysiert wird.
»Welche Suchbegriffe wurden eingegeben, welche Treffer wurden ausgewählt – wir rekonstruieren den gesamten Suchverlauf und beantworten die Frage, ob passende, aktuelle, relevante und wissenschaftlich abgesicherte Quellen genutzt wurden«, so Olga Zlatkin-Troitschanskaia. Als problematisch hat sich in Vorgängerstudien gezeigt, dass Studierende häufig nicht gut zwischen unabhängigen Quellen und wenig zuverlässigen Informationen unterscheiden können, besonders wenn die Angaben von vermeintlichen Experten stammen.
Entscheidend ist, dass nicht nur das Lernverhalten der Studierenden, sondern die gesamte Informationslandschaft erfasst wird. Dazu gehören sämtliche digitalen Medien, auch neuere Entwicklungen wie ChatGPT, aber ebenso analoge Quellen wie Fachbücher.
Kritisches Denken an den Hochschulen soll gefördert werden
Das Forschungsvorhaben konzentriert sich dabei insbesondere auf die vier Domänen Ökonomie, Medizin, Soziologie und Physik. Die Ergebnisse werden in ein multidisziplinäres Modell überführt und bieten schließlich eine Grundlage für Entwicklung und Implementation von innovativen digitalen Trainingstools für Hochschulen. Mithilfe von Online-Trainings könnten die Kompetenzen zum kritischen Umgang mit Informationen gezielt und effektiv gefördert werden, möglichst schon am Beginn des Studiums.
»Wir bauen auf hervorragenden Vorarbeiten auf und möchten mit den jetzt folgenden Arbeiten auch einen hochschulpraktischen Beitrag leisten, um die Studierenden bei ihrer Suche und der kritischen Bewertung von Online-Informationen zu unterstützen«, fasst Olga Zlatkin-Troitschanskaia zusammen.
Die mit über 30 Projektleiterinnen und Projektleitern ungewöhnlich große Forschungsgruppe wurde zunächst für vier Jahre bewilligt und kann nach positiver Zwischenevaluation um weitere vier Jahre verlängert werden. In DFG-Forschungsgruppen arbeiten mehrere herausragend ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an einer besonderen Forschungsaufgabe zusammen. Das Forschungsvorgaben muss sich durch wissenschaftliche Qualität und Originalität auf internationalem Niveau auszeichnen.
Anerkennung für erfolgreiche Kooperation der Rhein-Main-Universitäten
Die Bewilligung der neuen Forschungsgruppe ist auch eine Anerkennung für die länderübergreifende strategische Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU), die die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Technische Universität Darmstadt als renommierte Forschungsuniversitäten bilden. Mit einer Rahmenvereinbarung im Dezember 2015 wurde diese bereits langjährig bestehende Partnerschaft zur strategischen Allianz ausgebaut, um die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Universitäten zu stärken, gemeinsam Studienangebote zu verbessern und Wissenstransfer und Vernetzung mit der Gesellschaft zu gestalten.
VERWEISE
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