Geringe Bedeutung von Social-Media-Aktivitäten in der Wissenschafts- und Hochschulforschung
Kommunikation der Wissenschafts- und Hochschulforschung in Deutschland: Eine Analyse der Verbreitungskanäle
Ob Science Slam oder Podcast – Wissenschaftskommunikation in Deutschland nutzt verstärkt neue Wege. Dies gilt jedoch nicht für den Bereich der Wissenschafts- und Hochschulforschung. Hier dominieren zur Verbreitung von Forschungsergebnissen weiter klassische Kanäle wie Publikationen. Nur ein Drittel der Forschungsakteure und -Netzwerke aus diesem Bereich nutzen X (ehemals Twitter) aktiv zum Wissenstransfer in den untersuchten Themenbereichen Studium und Lehre, Forschung, Transfer und Hochschulmanagement. Auf LinkedIn sind es mit rund zehn Prozent noch weniger. Ebenfalls eine untergeordnete Rolle spielen Podcasts oder Blogs. Dies zeigt eine Untersuchung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.
Publikationen sind der Hauptkanal der Wissenschafts- und Hochschulforschung
Die Wissenschafts- und Hochschulforschung (WiHo-Forschung) untersucht Entwicklungen im Hochschul- und Wissenschaftssystem und umfasst eine Vielzahl von Akteuren. Neben 123 Einrichtungen und 26 Netzwerken und Fachgesellschaften tragen auch zahlreiche Einzelwissenschaftler und Hochschulmanager zur Veröffentlichung relevanter Erkenntnisse bei.
Eine aktuelle Studie des CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) präsentiert erstmals Erkenntnisse über die Kommunikationskanäle, über welche die Forschungsergebnisse aus diesem Bereich verbreitet und für andere nutzbar gemacht werden.
Im Rahmen der Untersuchung wurden rund 2.400 relevante Dokumente, die innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren veröffentlicht wurden, analysiert. Die Analyse ergab, dass WiHo-Forscher ihre Erkenntnisse überwiegend ohne umfassende Öffentlichkeitsarbeit im Netz bereitstellen oder als kostenpflichtige Bücher und Fachzeitschriften anbieten. Diese Daten und Fakten sind jedoch weit über die Forschungsgemeinschaft hinaus auch für die Hochschulpolitik, das Hochschulmanagement und die breite Öffentlichkeit von Interesse.
Die Projektleiterin Sigrun Nickel resümierte, dass sowohl Printmedien als auch Social Media hauptsächlich auf das intrinsische Interesse der Nutzer setzen, was oft nicht ausreicht, um eine breite Zielgruppe zu erreichen. Es fehle an Informationen, die für verschiedene Zielgruppen unterschiedlich aufbereitet seien.
Die Tagungsbeiträge machen 27,1 Prozent und die Social-Media-Inhalte 26,5 Prozent aus. Allerdings ist ein quantitativer Vergleich mit Vorsicht zu genießen, da die Veröffentlichungen aufgrund ihres unterschiedlichen Charakters variieren.
Zudem wurden die Social-Media-Kanäle nur über ein Jahr hinweg untersucht, während die anderen Transferkanäle über zwei Jahre erfasst wurden. Dennoch lässt sich feststellen, dass die WiHo-Forschung ihr Wissen nach wie vor hauptsächlich über Publikationen verbreitet.
Das Engagement auf LinkedIn war mit 11,5 Prozent noch geringer. Etwa jede zweite relevante Institution bietet einen Newsletter mit Studienergebnissen an, während aktive Blogs (8,3 Prozent) oder Podcasts (2,1 Prozent) selten sind.
Die Analyse der Dokumente ergab, dass sich etwa 60 Prozent der WiHo-Forschung mit Studium und Lehre beschäftigen, was dreimal so hoch ist wie der Anteil des nächstgelegenen Themenfelds Forschung (20,4 Prozent). Die Themenfelder Transfer und Hochschulmanagement liegen mit 10,4 Prozent bzw. 9,8 Prozent deutlich dahinter. Im Rahmen der Untersuchung des Themenbereichs Studium und Lehre konnten die Unterthemen Digitalisierung, Hochschuldidaktik und Qualitätsentwicklung als die dominierenden Themenfelder identifiziert werden.
Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen die Herausforderungen und Möglichkeiten der WiHo-Forschung in Deutschland, ihre Forschungsergebnisse effektiver zu kommunizieren und einer breiteren Zielgruppe zugänglich zu machen.
Hintergrund
Für die Publikation »Transferkanäle zwischen der Wissenschafts- und Hochschulforschung und dem Hochschulmanagement« haben Sigrun Nickel und Nicolas Reum vom CHE zentrale Wege der Wissenschaftskommunikation der Wissenschafts- und Hochschulforschung identifiziert. Analysiert wurden die Publikationen, Tagungs- und Social-Media-Beiträge von deutschen Forschungsakteuren zwischen 2020 und 2022 – bzw. 2022-2023. Die Veröffentlichung ist die erste von drei geplanten Teilstudien des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojektes »Transfer von Erkenntnissen aus der Hochschul- und Wissenschaftsforschung in das Management von Hochschulen« – kurz TransForM.