Bildung, soziale Herkunft und Gender: Einflussfaktoren auf Unternehmensgründungen
Bildung und Unternehmertum: Wie akademische Abschlüsse Gründungen fördern
Wie stark beeinflussen Bildung und soziale Herkunft die Gründungsentscheidung und welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern? Aufschluss darüber gibt der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderbericht Deutschland 2023/24, den das RKW Kompetenzzentrum in Zusammenarbeit mit der Leibniz Universität Hannover erstellt hat.
Bildung fördert Unternehmertum
Ein klarer Zusammenhang zwischen akademischer Bildung und Unternehmensgründung ist erkennbar: Knapp 11 Prozent der Hochschulabsolvent*innen in Deutschland haben 2023 ein Unternehmen gegründet oder befinden sich in der Gründungsphase. Im Vergleich dazu liegt die Gründungsquote über alle Bildungsniveaus hinweg nur bei 7,7 Prozent.
Im internationalen Vergleich schneiden deutsche Hochschulabsolvent*innen ähnlich ab wie ihre Kolleg*innen aus der Schweiz, Frankreich oder Südkorea. In gründungsstarken Ländern wie Kanada, den USA oder den Niederlanden liegt die Quote jedoch deutlich höher. Kanada führt mit einer Gründungsquote von 20 Prozent unter Akademiker*innen.
Geschlechterunterschiede in der Gründungskultur
Ein Gender Gap in der Gründungskultur ist weiterhin deutlich sichtbar: Männer gründen häufiger als Frauen, selbst unter Hochschulabsolvent*innen. Während die Gründungsquote bei männlichen Hochschulabsolvent*innen bei 13,4 Prozent liegt, beträgt sie bei Frauen nur 8,5 Prozent.
Soziale Herkunft als Schlüssel zur Gründungsmotivation
Die soziale Herkunft hat einen erheblichen Einfluss auf das Gründungsverhalten. Personen, deren Eltern unternehmerisch tätig sind oder waren, zeigen eine höhere Gründungsneigung. 40 Prozent der männlichen Gründer haben einen unternehmerisch aktiven Elternteil, bei den Frauen sind es 32,5 Prozent. Der familiäre Rückhalt und die Vermittlung wirtschaftlicher Kompetenzen scheinen entscheidende Faktoren für den Schritt in die Selbstständigkeit zu sein.
Netzwerke als Erfolgsgarant
Persönliche Netzwerke und Kontakte zu anderen Gründer*innen spielen eine zentrale Rolle. Über 75 Prozent der Gründerinnen und 87 Prozent der Gründer kennen mindestens eine weitere Person, die ein Unternehmen gegründet hat. Bei Frauen und Männern ohne Gründungserfahrung liegt dieser Anteil mit 28 Prozent bzw. 37 Prozent deutlich niedriger. Dies zeigt: Der Zugang zu Vorbildern und inspirierenden Kontakten fördert die Gründungsneigung deutlich.
Bildung und Netzwerke als Treiber, soziale Herkunft als Basis
Die Ergebnisse des GEM-Reports zeigen, dass Bildung, soziale Herkunft und Netzwerke die Gründungsentscheidung maßgeblich beeinflussen. Insbesondere Hochschulbildung und inspirierende Kontakte wirken sich positiv auf die Gründungsneigung aus, während soziale Herkunft und Geschlechterunterschiede weiterhin Barrieren darstellen.
Hintergrund
Der Global Entrepreneurship Monitor ist weltweit die einzige Erhebung, die einen räumlichen und zeitlichen Vergleich der Gründungsquoten, Gründungsmotive und Gründungseinstellungen in der Gesamtbevölkerung vieler Länder auf allen Kontinenten der Welt ermöglicht. Seit 1999 werden in Deutschland und in über 50 weiteren Ländern entsprechende Daten erhoben. Seit 2018 untersucht das RKW Kompetenzzentrum in Eschborn im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover das Gründungsgeschehen in Deutschland in Form einer jährlichen repräsentativen Bevölkerungserhebung sowie einer Befragung von Gründungsexpertinnen und -Experten.
VERWEISE
- Global Entrepreneurship Monitors Deutschland 2023/2024 ...
- vgl.: »8,0 % der Unternehmen in Deutschland im Jahr 2022 waren Neugründungen« ...
- siehe auch: »GEM-Report: Frauen gründen für eine bessere Zukunft« ...