Studie über »Leistung in der neuen Arbeitswelt«
Menschliche Qualitäten messbar machen
Traditionelle Kennzahlen für Produktivität verlieren in der neuen Arbeitsweilt an Wirksamkeit. Dafür rückt die Messung genuin menschlicher Qualitäten in den Fokus.
In der modernen Unternehmenswelt zeichnet sich ein deutlicher Trend ab, bei dem der Erfolg eines Unternehmens zunehmend von zwei entscheidenden Faktoren beeinflusst wird: der Leistungsfähigkeit des Einzelnen und der nachhaltigen Ausrichtung auf den Menschen. Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Relevanz einer Unternehmensführung, die den Fokus auf eine ganzheitliche Betrachtung und Förderung der Mitarbeiter legt.
Die globale Deloitte-Studie »Human Capital Trends 2024« hat sich diesem Thema gewidmet, basierend auf der Befragung von 14.000 Menschen aus 95 Ländern sowie vertiefenden Interviews.
Mensch im Mittelpunkt: Der Schlüssel zum Unternehmenserfolg
Experten beobachten, dass eine effektive und zukunftsorientierte Unternehmensführung nicht mehr allein durch traditionelle Kennzahlen wie Umsatz und Profit definiert wird. Vielmehr rückt die menschliche Komponente in den Vordergrund. Die individuelle Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter, auch bekannt als Human Performance, gilt als wesentlicher Treiber für Innovationen, Produktivität und letztendlich den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.
Parallel dazu gewinnt das Konzept der Human Sustainability, also der nachhaltigen Ausrichtung auf die Bedürfnisse und das Wohlergehen der Belegschaft, immer mehr an Bedeutung. Dieser Ansatz berücksichtigt, dass langfristiger Erfolg und die Resilienz eines Unternehmens eng mit der Zufriedenheit, Gesundheit und Motivation der Mitarbeiter verknüpft sind.
Leistungsmessung mit Fokus auf menschliche Qualitäten
Die Dynamik des modernen Arbeitsmarktes unterliegt einem kontinuierlichen Wandel, der maßgeblich durch das Verschwimmen traditioneller Grenzen geprägt ist. Diese Veränderungen betreffen unter anderem die räumliche Trennung zwischen Büro und alternativen Arbeitsorten, die Unterscheidung zwischen festangestellten und freiberuflichen Mitarbeitern sowie die Abgrenzung zwischen menschlicher Arbeit und technologiegestützter Tätigkeit, insbesondere durch den Einsatz künstlicher Intelligenz.
Menschliche Fähigkeiten im Fokus der Unternehmensführung
Im Zentrum dieser Entwicklung steht die »Human Performance«, also die menschliche Arbeitsleistung, die zunehmend auf einzigartig menschlichen Qualitäten wie Kreativität, Neugier und Empathie beruht. Die Bedeutung dieser Qualitäten steigt, da die Arbeitswelt immer stärker auf Zusammenarbeit und weniger quantifizierbare Fähigkeiten ausgerichtet ist, wodurch traditionelle Produktivitätsmaßstäbe an Relevanz verlieren. Jedoch zeigt sich, dass nur eine Minderheit der Unternehmen neue Ansätze verfolgt, um diesen Veränderungen gerecht zu werden.
Technologie und Menschlichkeit verbinden
Maren Hauptmann von Deloitte betont die Notwendigkeit, Leistung auf eine menschlichere Ebene zu heben und die Verbindung zwischen menschlicher Perspektive und technologischen Innovationen verantwortungsvoll zu gestalten. Unternehmen, die in der Lage sind, eine Kultur der Transparenz und des Vertrauens zu etablieren, erreichen ihre Ziele mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit.
Die Studie unterstreicht die Bedeutung des Vertrauens in den verantwortungsvollen Umgang mit Daten für das allgemeine Vertrauen der Mitarbeiter in ihr Unternehmen. Derzeit glauben jedoch nur 37 Prozent der Beschäftigten an eine verantwortungsvolle Nutzung ihrer Arbeits- und Personaldaten.
Die Herausforderung: Vertrauen und Transparenz
Die Ergebnisse verdeutlichen die kritische Rolle von Vertrauen und Transparenz in der modernen Arbeitswelt. Eine verantwortungsvolle Datennutzung kann das Vertrauen der Mitarbeiter in ihr Unternehmen signifikant stärken, was wiederum für die Erreichung der Unternehmensziele entscheidend ist. Die Herausforderung für die Unternehmensführung besteht darin, innovative Wege zu finden, um die menschliche Dimension der Arbeit mit den Möglichkeiten der Technologie zu vereinen und dabei das Wohl und die Bedürfnisse der Mitarbeiter in den Vordergrund zu stellen.
Wie menschliches Wohlergehen auf das Geschäft einzahlt
Die Förderung der Human Sustainability, also des Beitrags eines Unternehmens zum Wohl seiner Mitarbeiter und der Gesellschaft, rückt als entscheidender Faktor für eine verbesserte Unternehmensperformance in den Fokus.
Die Studie zeigt auf, dass Unternehmen, die Wert auf das Wohlergehen, die Marktintegration und die Chancengleichheit ihrer Belegschaft legen, nicht nur die Motivation und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter steigern, sondern dadurch auch signifikant bessere Leistungen erzielen.
Human Sustainability als strategischer Erfolgsfaktor
Maren Hauptmann unterstreicht die Bedeutung der Human Sustainability: Organisationen, die hierauf einen stärkeren Fokus legen, erreichen nahezu doppelt so häufig ihre gesetzten Unternehmensziele. Dies verdeutlicht, dass die Verknüpfung von Geschäftsstrategien mit einem menschenzentrierten Ansatz zu einem wesentlichen Bestandteil jeder zukunftsorientierten Unternehmensstrategie werden muss.
Diskrepanz zwischen Relevanz und Umsetzung
Trotz der offensichtlichen Vorteile einer starken Ausrichtung auf Human Sustainability offenbart die Studie eine erhebliche Lücke zwischen der erkannten Bedeutung und der tatsächlichen Priorisierung durch Führungskräfte.
Obwohl eine große Mehrheit der Befragten die Bemühungen um Human Sustainability als sehr oder extrem wichtig für den Unternehmenserfolg einstuft, rangiert dieser Aspekt in der Liste der Prioritäten oft an letzter Stelle. Lediglich 46 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Unternehmen in diese Richtung aktiv werden, und nur ein geringer Anteil von zehn Prozent bewertet die eigenen Bemühungen als herausragend.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass Unternehmen ihre strategische Ausrichtung überdenken und Human Sustainability höher auf ihre Agenda setzen sollten.
Die Diskrepanz zwischen der erkannten Relevanz und der tatsächlichen Umsetzung zeigt, dass hier noch erheblicher Handlungsbedarf besteht, um das volle Potenzial der Human Sustainability für den Unternehmenserfolg zu nutzen.
Die Förderung des Wohlergehens der Mitarbeiter und der Beitrag zur Gesellschaft sind nicht nur ethisch geboten, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll, da sie die Grundlage für eine nachhaltige und leistungsstarke Unternehmenskultur schaffen.
Hintergrund
Für die Deloitte-Studie wurden 14.000 Vertreter*innen aus Unternehmen verschiedener Branchen aus 95 Ländern befragt. Zusätzlich wurden in Zusammenarbeit mit Oxford Economics 1.000 Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder zu den größten personalwirtschaftlichen Herausforderungen befragt. Die Umfragedaten wurden außerdem durch vertiefende Interviews mit C-Level-Führungskräften ergänzt.