Studie: Führte der erste Corona-Lockdown zu vermehrter Digital-Weiterbildung?
Erwerbsbevölkerung besser für die beruflichen Herausforderungen durch Digitalisierung qualifizieren
Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie waren vor allem im ersten Jahr gravierend und hinterließen in den meisten Teilen der Gesellschaft deutliche Spuren. Ob für Selbstständige oder Beschäftigte, ob für junge oder ältere Menschen, ob in Kultur, Sport oder im Privaten: Überall führten coronabedingte Einschränkungen zu starken Abweichungen des bisherigen Alltagslebens.
Viele Arbeitnehmer*innen lernten neben Kurzarbeit nun auch das Homeoffice als neuen Arbeitsort kennen, Studierende sahen ihre Hochschulen lange Zeit nicht von innen und Kinder mussten statt in die Schule nun ins Homeschooling.
Eigentlich eine gute Zeit für Beschäftigte sich weiterzubilden - könnte man denken. Insbesondere durch die veränderten Anforderungen (wie Homeoffice, Videokonferenzen) standen ziemlich plötzlich digitale Kompetenzen im Vordergrund, die zum Teil sicher (noch) nicht vorhanden waren und erst erworben werden mussten. Hierbei stellte sicher das learning-by-doing eine besondere Form der informellen Weiterbildung dar. Aber auch frei verfügbare Medien wie Wikis, Online-Foren, Podcasts oder YouTube-Videos könnten hier hilfreich sein.
In einer Auswertung verschiedener Studien zu diesem Thema berichtet das IAB, dass eine Sondererhebung des Nationalen Bildungspanels (NEPS) aufzeigt, dass etwa jeder vierte »der befragten Beschäftigten Online-Medien genutzt (hat), um sich in dieser Zeit beruflich oder privat weiterzubilden. Davon wiederum gaben 64 Prozent an, dass diese Weiterbildung ganz oder teilweise zu beruflichen Zwecken erfolgte.«
Dabei blieb allerdings die Frage offen, ob Beschäftigte in Kurzarbeit und/oder Homeoffice sich in dieser Zeit verstärkt im Internet weiterbildeten. In dem IAB-Bericht heißt es hierzu: »Betrachtet man ausschließlich die berufliche Weiterbildungsbeteiligung, zeigt sich sogar ein signifikant negativer Zusammenhang zwischen der pandemiebedingten Arbeitszeitreduktion und der digitalen Weiterbildungsbeteiligung von Beschäftigten. Denn die Weiterbildungsbeteiligung von Beschäftigten, die ihre Arbeitszeit aufgrund der Corona-Krise reduziert haben, lag um rund 5 Prozent niedriger als die Weiterbildungsbeteiligung anderer Beschäftigter.«
Interessant: Beschäftigte mit Universitätsabschluss bildeten sich vor allem am Arbeitsplatz weiter. Verbrachten sie aufgrund der Pandemieeinschränkungen weniger Zeit am betrieblichen oder häuslichen Arbeitsplatz, bildeten sie sich auch seltener weiter. Personen ohne Universitätsabschluss bildeten sich hingegen generell seltener weiter.
Obwohl es gelte, die Erwerbsbevölkerung besser für die beruflichen Herausforderungen durch Digitalisierung zu qualifizieren, stellen die Autoren des Berichts in ihrem Fazit fest, dass die Chance auf digitale Weiterbildung während des ersten Corona-Lockdowns vertan wurde: »Beschäftigte, die aufgrund der Covid-19-Pandemie ihre Arbeitszeit reduzieren mussten, haben sich nach eigenen Angaben keineswegs häufiger weitergebildet als Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit nicht verringern mussten.«
BIBLIOGRAPHIE
Friedrich, Teresa; Janssen, Simon; Laible , Marie-Christine (2022): Ungenutzte Chance: Digitale Weiterbildung im ersten Corona-Lockdown, In: IAB-Forum 16. August 2022, Abrufdatum: 29. August 2022
LINKS
- IAB: Ungenutzte Chance: Digitale Weiterbildung im ersten Corona-Lockdown ...
- siehe auch: Weiterbildung in der Post-Corona-Ära ...
- vgl.: Betriebliche Weiterbildung in der Corona-Pandemie ...
- vgl.: Corona: Betriebliche Weiterbildung ist massiv eingebrochen ...
- vgl.: Durch Corona-Krise wächst Bedarf an Weiterbildung in Unternehmen ...
- siehe auch: Trotz Corona: Trend zur Weiterbildung steigt ...
- siehe auch weitere BildungsSpiegel-Artikel zum Thema »Corona« ...